Corroniolo Siegerhengst, Prämierte und ein Spitzenpreis von 490.000 Euro

Siegerhengst Corroniolo. (Foto: Janne Bugtrup)
Siegerhengst Corroniolo. (Foto: Janne Bugtrup)

(Elmshorn) Der Name taugt nicht zum buchstabieren, das Pferd ist ein wirklicher Hingucker: Corroniolo von Corniolo aus der Rosella IV von Cassini I ist ein probates Beispiel dafür, wie man Moderne mit alten, leistungserprobten Stämmen klug verknüpft und nun Siegerhengst der 53. Holsteiner Körung, die in Elmshorn in ländlich-schlichtem und einladendem Ambiente stattfand. Der im Februar 2021 geborene Dunkelbraune stammt aus der Zucht von Hans-Otto Krohn in Marne und wurde von Tjark Witt (Friedrichskoog) ausgestellt – also ganz klar eine Dithmarscher Angelegenheit.

Springen kann er mit Abdruck, Kraft und Übersicht, dazu ist Corroniolo ein eleganter, anmutiger Hengsttyp. Vater Corniolo hatte im Jahr 2021 acht registrierte Hengstfohlen abgeliefert. Das ist nicht viel, aber aus diesen acht kamen drei ins Körlot, einer ist nun Siegerhengst, die beiden anderen ebenfalls gekört. Die Entscheidung, ihn zum Verkauf zu stellen, fiel am 15. Dezember und nun bezieht Corroniolo eine Box im nordrhein-westfälischen Landgestüt Warendorf. Dem darf man gratulieren, dem Aussteller auch, denn der Siegerhengst kostete 180.000 Euro. In der Mutterlinie geht Corroniolo zurück auf den Holsteiner Stamm 104A und diese Seite beinhaltet mit Cassini und Capitol, sowie Cantus, Caletto I und Landgraf wirklich ordentliche Genetik.

Rundum sympathische Erscheinung – Siegerhengst Corroniolo. (Foto: MB)

Zum Reservesieger kürte die dezimierte Körkommission den hübschen, schwarzbraunen Uluru von Uricas van de Kattenvenne aus der Zarinchen von Cormint (Holsteiner Stamm 4965). Züchterin ist Caroline Kröger aus Wakendorf II, Leiterin eines Fuhrbetriebes und klar erkennbar etwas überwältigt von dem Erfolg des ersten Hengstes aus ihrer Zucht im Körlot in Holstein. Und dann auch noch gleich Reservesieger… Ausgestellt wurde Uluru von Manfred von Allwöhrden, Grönwohld. Verauktioniert wurde der flinke und flott springende Uluru für 107.000 Euro nach Italien. Ein Erlös, der ja hilfreich sein könnte, um die mächtig in Schieflage geratene und mit Auflagen versehene Pferdehaltung des Grönwohldhofes zu verbessern.

Reservesieger Uluru von Uricas van de Kattevennen. (Foto: MB)

Ein Keaton-Sohn aus der Zucht von Margit Petersen (Sollwittfeld) wurde zum zweiten Reservesieger gekürt. Keystone von Keaton aus der Staatsprämienstute Online IX von Quinar entspringt dem Holsteiner Stamm 3401. Ein Stamm, der über Lenz auf Ladykiller xx zurückgeht. Die Mutter lieferte u.a. Teike Carstensens DM-Pferd Greece und die Caretino-Tochter Zürich, sowie Markus Brinkmanns Pikeur Carrre. Den überaus sportiven Braunen sicherte sich das Haupt- und Landgestüt Marbach.

Vier Prämien vergeben

Vier weitere Vertreter des Jahrgangs 2021 versah die Kommission mit der begehrten Prämie: Die Katalognummer 12, Chancay v. Chinchero-Sir Shutterfly (Z.: André Eppinger, Vellahn, E.: Kai Thomsen, Büsumer Deichhausen) sowie Cornetan v. Cornet’s Balou-Kannan (Josef Fischer, Bad Griesbach), Stamm 2554, mit der Katalognummer 27. Weiter Kantato v. Keaton-Casall (Manfred Birchler/SUI) mit der Katalognummer 36, der den Stamm 104A vertritt, und die Katalognummer 44, United Pleasure v. United Way-For Pleasure (Z.: Rita Siebke-Baasch, Sarzbüttel/E.: Vitor Frias/PRT).

Stichwort dezimierte Körkommission: Lars Nieberg, hocherfolgreicher Springreiter, mußte passen. Er brach sich in der vergangenen Woche das Schlüsselbein, wurde am Dienstag operiert. Zwar hatte der Körkommissar den Koffer für Holstein mit im Krankenhaus laut Ehefrau Gitta, aber das hat auch am Mittwoch nichts genützt… Ersatzmitglied Max Kühner war zu dem Zeitpunkt schon in London beim Weltcup-Turnier nominiert – und gewann dort übrigens am Samstagabend das “Christmas Cracker”.

Berichterstatter Christoph Wahler, Vielsietigkeitsreiter, Hengsthalter und einer der Jüngsten in der “Gastrolle” neben der Körkommission, schrieb der Holsteiner Pferdezucht bedenkenswertes ins Gästebuch – wie schon andere vor ihm, z.B. Heinz Meyer 2019. Kurz gesagt: Hengste mit erkennbaren Mängeln braucht die Zucht nicht. Gut ausgeprägte, stabile Gelenke, gute und ausreichend große Hufe und eine korrekte Stellung – insgesamt also dem Fundament – sowie einer korrekten Oberlinie gehöre deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Die Auktion

Ein Schimmel, optisch nicht einmal besonders auffällig, setzte den Spitzenpreis der Auktion, die sich direkt an die Körung anschloss. Der gekörte Chin Grey von Chinchero aus der Greya OS von Colestus WFA wurde für 490.000 Euro an den US-amerikanischen Springreiter Kent Farrington verauktioniert. Wer da wen angerufen hatte, ließe sich wohl aufklären – ganz überraschend ist es nicht, denn die Mutter Greya OS ist die Stute, mit der Farrington in Genf im Rolex Top-Ten-Finale Platz drei belegte, Dritter im Weltcup in Toronto wurde und Achter im American Gold Cup Grand Prix in Williamsburg. Züchter und Aussteller von Chin Grey ist Christoph Zimmermann (Pinneberg), dem während der Auktion das Telefon-Ohr geglüht haben muss…

15 gekörte sowie nicht gekörte Hengste wurden zu einem Durchschnittspreis von rund 82.600 Euro versteigert. „Die Preisspitze der gekörten Hengste in so fördernden Händen zu wissen, freut mich ganz besonders“, sagte Auktionsleiter und Geschäftsführer Felix Flinzer.

In der Reitpferdeauktion wurde mit Optimus Prime von Ogano Sitte, Letzterer ist nun in der Hengststation Völz in Bienenbüttel verfügbar, für 133.000 Euro die Preisspitze gestellt. Optimus Prime stammt aus der Zucht und dem Besitz von Hauke Paulsen (Immenstedt) und wird in die Schweiz umziehen. Im Schnitt kosteten die sieben Reitpferde rund 50.600 Euro.

Anmerkungen: Komplimente muss man aussprechen – der Veranstaltungsort Elmshorn hat bei dieser Körung einen prima Eindruck hinterlassen – freundlich, zweckmäßig, offen und weder simpel gestrickt noch überkandidelt. Das ist dem gesamten Team gut gelungen, so der doch überwiegende Tenor.

Eventuell nicht ganz so gelungen ist der Körkatalog in einem Punkt – aber vielleicht liegt es auch an mangelnder Sehkraft der Autorin: Wo stehen dort die Angaben zum Holsteiner Stamm der aufgebotenen Hengste? Nirgendwo? Das sind ja nur ein paar Zeichen, die vielleicht noch Platz finden können bei einer doch übersichtlichen Zahl an Pferden. Man fühlt sich – nicht ganz berechtigterweise – an die unvollständigen Angaben zu Sportpferden in internationalen Start- und Ergebnislisten erinnert. Dort fehlen ja fast immer die Züchter/innen, denn – so ergab eine Recherche auf Umwegen in der IT-Abteilung der FEI – nur bei 38 Prozent aller in diesem Jahr eingetragenen und fortgeschriebenen Sportpferde liegen vollständige Angaben aus den nationalen Föderationen vor. M.B.

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