Unfall auf der Weide? Ruhe bewahren und richtig handeln Jeder Reiter sollte im Ernstfall auch beim Pferd Erste Hilfe leisten können

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Wer kennt es nicht? Man kommt zum Reiten in den Stall, holt das Pferd  vom Paddock, aber irgendetwas stimmt nicht – das Pferd hat sich verletzt … Ob im Stall, auf der Koppel oder bei Ausritten in der Natur, Unfälle und plötzliche  Krankheitsfälle können jederzeit auftreten. Daher ist es wichtig, dass Pferdehalter mit den  grundlegenden Maßnahmen der Ersten Hilfe vertraut sind, um in solchen Situationen  angemessen reagieren zu können. 

Im Ernstfall gut gewappnet 

Die Grundlagen der Ersten Hilfe beim Pferd umfassen unter anderem die schnelle Beurteilung  des Zustands des Tieres, die richtige Versorgung von Wunden, die Stabilisierung bei  Verletzungen und das Erkennen von potenziell lebensbedrohlichen Situationen.  Wenn es sich nur um eine oberflächliche Verletzung handelt, ist der Schritt zum Tierarzt oder  in eine Klinik in den meisten Fällen nicht notwendig. In so einem Fall ist eine gut ausgestattete  Stallapotheke ausreichend, um eine adäquate Wundversorgung vorzunehmen. Die Zusammenstellung der Stallapotheke sollte mit Bedacht und unter Berücksichtigung der  spezifischen Bedürfnisse jedes Pferdes erfolgen. 

Das richtige Handeln in solchen Situationen kann nicht nur das Leiden des Tieres mindern,  sondern im Ernstfall auch Leben retten. „Die korrekte und rechtzeitige Anwendung von Erster Hilfe kann sowohl bei offenen Verletzungen als auch bei eingetretenen Fremdkörpern, Koliken  oder Schlundverstopfungen einen immensen Unterschied im Krankheitsverlauf machen“, so  Jennifer Bormann, Tierärztin der Hanseklinik für Pferde. 

Schürfwunde, Knochenbruch oder Nageltritt? 

Verletzungen bei Pferden können ein breites Spektrum umfassen – von oberflächlichen  Schürfwunden bis hin zu tieferen Schnittverletzungen oder gar Knochenbrüchen. In solchen Momenten ist es entscheidend, schnell und besonnen zu handeln. Eine Erstbeurteilung der  Verletzung ist essenziell, um zu entscheiden, ob eine sofortige veterinärmedizinische  Behandlung notwendig ist. Bei offensichtlich schweren Verletzungen, bei denen Strukturen  wie Gelenke, Sehnen oder Knochen betroffen sind,sowie bei extrem stark blutenden Wunden  oder Anzeichen von Schock sollte unverzüglich ein Tierarzt kontaktiert werden. „Eine blutende  Wunde ist nicht immer sofort ein Notfall. Es gibt aber auch Wunden, die gar nicht bluten und  sofort ein Notfall sind – zum Beispiel Gelenkseröffnungen“, so Jennifer Bormann. 

Für die Erstversorgung kleinerer Wunden ist es wichtig, die Wunde vorsichtig zu reinigen und  zu desinfizieren, um eine Infektion zu verhindern. 

Die Verwendung von sauberem lauwarmem Wasser und einer medizinischen Seife kann  hierbei hilfreich sein. Dabei sollten immer Einmalhandschuhe getragen werden, um eine  Kontamination der Wunde auszuschließen. Anschließend sollte die Wunde mit einem sterilen  Verband abgedeckt werden, um sie sauber zu halten und weiteren Schmutz fernzuhalten. 

Bei Verletzungen wie zum Beispiel einem Nageltritt kommt es immer darauf an, wo der  Fremdkörper sitzt und welche Strukturen betroffen sind. Wenn der Fremdkörper sich  beispielsweise durch das Laufen weiter in die Wunde bohrt, sollte man dessen Eintrittsstelle  idealerweise für den Tierarzt dokumentieren und versuchen, ihn zu entfernen, ohne weiteren  Schaden zu verursachen. Anschließend einen Verband anlegen, um weitere Verunreinigung  zu verhindern. Bei starken Blutungen kann auch ein Druckverband sinnvoll sein. Wenn der  Gegenstand nicht weiter eindringen kann, kann man ihn vorsichtig und ohne Druck verbinden  und auf die Ankunft in der Klinik/vom Tierarzt warten. 

Erste Hilfe, wenn jede Sekunde zählt 

Um die Fähigkeiten im Umgang mit Notfallsituationen weiter zu vertiefen, veranstaltet die  Hanseklinik für Pferde regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse für Pferdebesitzer und  Stallgemeinschaften. Diese Kurse zielen darauf ab, nicht nur theoretisches Wissen, sondern  auch praktische Fertigkeiten zu vermitteln, um in jeder Situation souverän und richtig handeln  zu können. Vom Anlegen eines Druckverbands bis hin zum korrekten Messen der Temperatur  und der Atmung können die Teilnehmer live und unter professionellem Blick die Maßnahmen  der Ersten Hilfe erlernen und anwenden.  

Weitere Informationen zu den anstehenden Kursen erhalten Sie zukünftig auf der Hanseklinik Website: https://hanseklinik.com/ und auf Social Media:  https://www.instagram.com/hanseklinik_fuer_pferde/ 

Checkliste Grundausstattung einer Stallapotheke: 

✓ Verbandsmaterialien (sterile Wundauflage, Mullbinde, Watte, selbsthaftende Bandage,  Wundkompresse, Silbertape) 

✓ Desinfektionsspray, medizinische Seife 

✓ Wundsalben 

✓ Fieberthermometer 

✓ Taschenlampe 

✓ Einmalrasierer  

✓ Einmalhandschuhe 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Andreas Kerstan | mv-pferde.de

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