01.04.2023
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WM Vielseitigkeit: Großbritannien übernimmt vorläufig Führung in der Dressur – Auffarth und Wahler bleiben in der Dressur etwas hinter ihren Erwartungen

Pratoni del Vivaro/ITA (fn-press). Die Dressur ist traditionell die erste Disziplin jeder Vielseitigkeitsprüfung. Nach dem ersten Dressurtag der Weltmeisterschaften im italienischen Pferdezentrum Pratoni del Vivaro haben die Briten sowohl in der Team- als auch der Einzelwertung die Führung übernommen. Christoph Wahler (Bad Bevensen), der mit seinem Holsteiner Carjatan S als Allererster aufs Viereck ging, aber auch Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Viamant du Matz als zweite deutsche Teamreiterin blieben dagegen etwas hinter den Erwartungen zurück. Am Ende des ersten Tages nehmen sie die vorläufigen Plätze 16 (Auffarth) und 22 (Wahler) ein. Allerdings herrscht Einigkeit darüber, dass die Weltmeisterschaften nicht in der Dressur, sondern im Gelände entschieden werden. 

Mit einer tadellosen Dressurvorstellung erzielte die zweite britische Mannschaftsolympiasieger Laura Collett und ihr London ein Dressurergebnis von lediglich 19,3 Minuspunkten und verwies ihre bis dahin führende Landsfrau Yasmin Ingham mit Banzai du Loir auf Platz zwei. Gleichzeitig verhalf sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem Team zur vorläufigen Führung nach Tag eins der Dressur. Das britische Team hat damit vorerst 45,5 Minuspunkte auf dem Konto, auf den weiteren Plätzen folgen Neuseeland mit 53,0 Minuspunkten, die USA mit 53,5 Minuspunkten sowie Frankreich mit 57,1 Minuspunkten. Deutschland rangiert nach zwei von vier Reitern auf dem siebten Platz. Allerdings werden nur die drei besten Ergebnisse je Nation gewertet, so dass abzuwarten bleibt, wie Julia Krajewski (Warendorf) mit Amande de B’Neville und Michael Jung (Horb) am morgigen Freitag abschneiden werden. 

Der erste Tag im Rückblick:

Sandra Auffarth und der umgefallen Buchstabe
Einen glänzenden Start legten Sandra Auffarth und ihr Viamant du Matz hin und kurzfristig sah es nach einer guten Platzierung aus. Dann jedoch warf der aufkommende Wind einen der Buchstaben am Viereck um, direkt neben dem Fuchswallach, der darauf kurz angaloppierte. Im weiteren Verlauf kamen kleinere Fehler dazu. Ergebnis: 31,1 Minuspunkte. „Er fing sehr ausdrucksstark an“, sagte Bundestrainer Peter Thomsen. „Danach war ein bisschen Spannung drin. Auch der Galopptour merkte man an, das Pferd war nicht ganz losgelassen, vielleicht hat er sich wirklich ein bisschen erschrocken“ sagte er. „Am Ende hat sie es aber sehr gut nach Hause gebracht und nun leben wir damit, schauen wie es morgen ist und dann geht es weiter.“ 

Sandra Auffarth selbst zu ihrem Ritt: “Er (Viamant du Matz) ist sehr reaktionsschnell, was im Gelände gut ist, aber nicht so, wenn so ein Buchstabe umfällt. Ich hatte so das Gefühl, seit dem guckte er immer so ein bisschen zur Seite, was noch umfallen könnte. Ansonsten ist er super in Form, fühlte sich die Tage gut an, da habe ich mir doch ein bisschen mehr erhofft. Aber es ist nun einmal so. Es sind eben kleine Fehler jetzt passiert. Ich glaube trotzdem, dass das hier kein Dressurturnier ist und dass man wirklich nach vorne gucken muss.“ Verärgert wegen des umgefallen Buchstabens sei sie aber nicht: “Am Ende ist das der Sport, wir haben einen Outdoor-Sport. Ich weiß noch, als ich in London reingeritten bin, ist das ganze Dach vom Richterhäuschen weggeflogen, da bin ich heute mit dem Buchstaben gut weggekommen, würde ich sagen.“

Britische Einzelreiterin führt vor der Mittagspause
Vor der Mittagspause hat die britische Einzelreiterin Yasmin Ingham mit Banzai du Loir die vorläufige Führung übernommen, auch sie eine WM-Debütantin. Ihr Ergebnis – 22,0 Minuspunkte – ist eine persönliche Bestleistung. In diesem Jahr war das Paar bereits Zweiter beim CCI5*-L Lexington – hinter Michael Jung und fischerChipmunk FRH. 

Beste Teamreiterin aus dem ersten Block der 14 Vierer-Teams ist die Neuseeländerin Monica Spencer. MIt ihrem elfjährigen Artist verließ sie das Viereck mit nur 25,6 Minuspunkten. “Es war Liebe auf den ersten Blick”, sagte sie über ihr Pferd, den sie vierjährig auf einem Vorbereitungsplatz eines Turniers in Neuseeland entdeckt hatte. Für die Siegerin des CCI4*-L in Puhinui ist es die erste Teilnahme an einem Championat. Insgesamt  haben 16 Nationen eine Mannschaft entsandt. Österreich und Brasilien sind nur mit drei Paaren am Start und steigen daher erst mit dem zweiten Mannschaftsblock ins Turnier ein. 

Für die favorisitierten Briten startete als Erstes die Titelverteidigerin Rosalind Canter mit Lordships Graffalo und beendete ihre Dressur mit 26,2 Minuspunkten. Lordships Graffalo ist übrigens ein Sohn des Trakehner Rapphengstes Grafenstolz, der als junges Pferd mit Michael Jung als Doppelsieger – in Dressur und Gelände – bei den Bundeschampionaten Geschichte schrieb. Er ist in Pratoni gleich mit vier Nachkommen vertreten. 

Christoph Wahler als erster Starter etwas enttäuscht 
“Mist”, sagte Christoph Wahler nach seinem Ritt. Sein Holsteiner Schimmel Carjatan S (v. Clearway) schien sich an irgendwas gestört zu haben, so dass beide Trabverstärkungen misslangen. Im weiteren Verlauf fanden beide wieder gut zusammen, zeigten eine gute Schritt- und Galopptour und ein gutes Halten, so dass am Ende ein Ergebnis von 32,8 Minuspunkte für sie heraussprang. „Er war eigentlich sehr entspannt, war auch vorher super entspannt“, sagte Christoph Wahler. Offenbar habe er sich vor dem Lostraben vor etwas erschrocken, „wo ich dann mit meiner Hilfengebung nicht so dran- oder durchgekommen bin, wie ich es normalerweise kann. Ich bin ein bisschen enttäuscht von mir, dass ich ihm da nicht so helfen konnte, weil er an sich hier einen guten Job machen wollte. Er ist gut Schritt gegangen, hat gut gehalten, ist gute Wechsel gesprungen. Insgesamt war die Galopptour für eine richtig gute Aufgabe und dann ist es natürlich ärgerlich, wenn die Trabtour so kaputt ist“, so Wahler weiter. “Normalerweise kann er eine Dressur Mitte 20 gehen, mit den Möglichkeiten, die er hat, sogar noch weniger. Insofern ist das natürlich eine Riesenenttäuschung, wenn man das hier nicht abrufen kann.“

Bundestrainer Peter Thomsen lobte: „Er hat das gewaltig wieder rausgerissen. Das Pferd da wieder zurückzukriegen, da gehören ganz gewaltig Nerven dazu und Fingerspitzengefühl. Er hat nachher noch richtig gepunktet. Natürlich wäre er ohne die Fehler viel weiter vorne gewesen. Aber man muss sagen, ich bin von der Leistung, wie er die Situation gelöst hat, total begeistert. Jetzt werden wir am Ende gucken, wenn alles zusammenaddiert wird, ob da was geht oder nicht. Ich glaube, die Dressur wird die Prüfung hier nicht entscheiden.”

Alle Informationen zur WM, dem Team, den deutschen Pferden sowie den Wettkampf- und TV-Zeiten gibt es unter www.pferd-aktuell.de/wm2022/vielseitigkeit-in-pratoni-del-vivaro.

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