Er kommt als Derbysieger nach Hamburg: Can Ya Makan, Sohn des Canturo von Cantus aus einer Fier de Lui-Mutter und aktuell 17 Jahre alt. Der Hengst und sein Reiter Shane Breen, die vom 18. – 21. Mai beim 92. Deutschen Spring-Derby antreten wollen, haben 2022 das Al Shira`aa Hickstead Derby Meeting gewonnen, das nur gut einen Monat nach dem ziemlich nassen Deutschen Spring-Derby in Hamburg stattfand. Es war ein richtig dickes Trostpflaster für Shane Breen, der praktisch immer stilistisch sehenswerte Runden abliefert und dessen Can Ya 2022 vor den Eisenbahnschranken ein wenig den – matschigen – Boden unter den Füssen verlor und dann die Sicherheit. Bis dahin lief wie so oft alles wie “an der Schnur gezogen….”
Shane Breen, der irische Springreiter, lebt in England, ist mit Chloe Bunn verheiratet, der Tochter des Hickstead-Gründers, Douglas Bunn. Und dort, nahe des “All England Jumping Course” ist Can Ya Makan auch zuhause. Ein Pferd, das vieles verkörpert, was man sich unter einem Holsteiner Hengst vorstellen mag: schlichte braune “Verpackung”, praktisch, ordentliches Fundament und mit üppigem Springvermögen ausgestattet. Das Gesicht ist fein, man sieht die Blutprägung, die die Mutterseite mitbringt, aber dazu später mehr.
Einfach zu reiten – “Super comfortable”
Schon 2019 wurde der jetzt 48-jährige Breen in Hamburg Zweiter im Deutschen Spring-Derby und damals wurde deutlich, was für ein Pferd Can Ya Makan ist. Relativ “leicht” absolvierte das Paar den 1230 Meter langen Kurs mit den legendären Hindernissen, im Stechen waren Nisse Lüneburg und Cordillo eine Sekunde schneller. “ Can Ya ist sehr sehr einfach zu reiten”, sagt Shane Breen, “ich mag seine generelle Einstellung, er arbeitet und galoppiert gern und ist ein wirklich angenehmer Kerl, auch im Umgang.” Der Hengst wirkt immer etwas unauffällig zwischen den anderen Pferden auf dem Abreiteplatz in Hamburg. Das ändert sich, sobald das Paar auf den Derbyplatz galoppiert. “Er mag das, große, weite Plätze liegen ihm und er ist dann schon an, ein sehr leistungsbereites Pferd”, lacht sein Reiter und Besitzer. Can Ya Makan hat seit 2015 viele Reiter gehabt – von Michael Hutchinson (IRL), über Marion Hughes (IRL), Georgia Tame (GBR) bis zu Shane Breen und immer war er bis auf 1,60m-Niveau erfolgreich in internationalen Kursen. Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit zieht der 1,68 große Braune auf die Hürden in Hamburg los, klettert geschickt vom Wall, zögert nicht an Pulvermann`s Grab und hat wenig Mühe am Buschoxer, mit den Holsteiner Wegesprüngen oder den mega-luftigen Eisenbahnschranken. Die Rittigkeit, das Vermögen und die Leistungsbereitschaft des Hengstes machen es – so Shane Breen – für ihn als Reiter einfach, schön zu reiten.
Derbysieg mit Folgen für Deckeinsatz
Bis zum vergangenen Jahr hat der Braune nicht allzuviel gedeckt und folglich ist die Zahl an Nachkommen überschaubar. “Aber in diesem Jahr hatte er gut zu tun”, lacht Breen, “nach dem Derbysieg in Hickstead haben ihn viele Züchter und Züchterinnen genutzt.” Dem Busy-Breeding-Program bei https://breenequestrian.com/ darf nun wieder Sport folgen und damit auch das Deutsche Spring-Derby, das Douglas Bunn Ende der 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts das Vorbild für sein Hickstead Derby-Meeting lieferte und seither in England ebenso fasziniert wie das deutsche Original in Hamburg. In Hickstead ist das ein oder andere Hindernis höher oder steiler, z.B. der Wall.
“Dougie hat immer behauptet, er habe alles genau erkundet in Hamburg”, erinnert sich Paul Schockemöhle gern, “da muss er wohl im Januar mit ein Meter Schnee auf dem Derbywall gemessen haben…” So berühmt Hicksteads Derby ist, Hamburg ist noch länger berühmt und birgt nach wie vor DAS Derby – im Springen wie auch im Galopp-Sport. Denn wenn am 2. Juli im Hamburger Ortsteil Horn das IDEE 154. Deutsche Derby gelaufen wird, ist der Effekt ähnlich wie in Flottbek, man hält dann auch in Epsom, Kentucky oder Hongkong kurzzeitig “den Atem an”.
Hat der Name eine Bedeutung? Vielleicht nicht..
Google weiß ja bekanntlich (fast) alles, kann aber keinerlei Aufschluss darüber geben, was Can Ya Makan bedeuten könnte. Eventuell nix besonderes. Der Züchter Gerald Lenaerts aus dem belgischen Peer hat das Hengstfohlen 2006 an den Holsteiner Verband verkauft – noch namenlos. Deswegen hat Can Ya Makan auch den Namenszusatz van Overis nicht. Den bekommen alle Pferde aus dem van Overis-Stall http://www.studfarm-overis.be/en/home sonst mit. Das belgische Züchter- und Händler-Paar Gerald Lenaerts und Sigrid Gielen ist offenkundig stolz auf seine Stuten und die Nachzucht. Auf die per mail gestellte Frage, was man über Can Ya Makans Mutterlinie erfahren könne, kommt die Antwort prompt samt Link zu den Nachkommen der Stute Aroma. Neben Derbypferd Can Ya Makan, sind international noch Capri van Overis (von Canturo) und Hickstead van Overis (von Darco) aufgelistet.

Sigrid Gielen und Gerald Laenaerts bei ihren Stuten und Fohlen in Peer. (Foto: van Overis.be)
Norddeutsche Gene
Can Ya Makans Mutter Aroma, die Gerald Lenaerts stolz sein eigen nennt, entspringt dem Holsteiner Stamm 4539. Dieser Stamm hat seine Heimat bei der Familie Köhncke in Badendorf. Ausgangspunkt ist die Stute Aera (1924) von Norsius. Dem gleichen Stamm entspringt der Holsteiner Hengst Chin Chin, die Stute Querly Chin BWP, sowie Can Ya Makans Großmutter Cesta von Sorgenbrecher xx, die mit Züchtersohn Hanno Köhncke in der Vielseitigkeit erfolgreich war. Aus der Anpaarung von Cesta mit dem Selle Francais-Hengst Fier de Lui entstand Aroma. Die Mutter von Can Ya Makan führt also eine ordentliche Portion Vollblut, denn Fier de Lui`s Vater ist der Blüter Rantzau xx.
Toni Hassmanns Derbysieger Collin von Contender ist aus diesem Stutenstamm gezogen. Jüngstes Beispiel ist der Holsteiner Hengst Zuccero von Zirocco Blue aus der Zaresa von Caretino, der mit Rolf-Göran Bengtsson den Großen Preis bei den VR Classics gewann. Züchter des Hengstes ist Hanno Köhncke, der den Stamm weiter pflegt.
Auf der Vaterseite steht der Name Canturo von Cantus und allein Cantus ist schon ein Siegel für herausragende Qualität. Canturo (Züchter: Herbert Diederichs), der unter dem Brasilianer Bernado Alves im Sport hocherfolgreich war, hat 56 gekörte Söhne hinterlassen. Dazu reihen sich Pferde wie Zypria S (Sophie Hinners/ Willem Greve), Hermes de Mariposa (Henrik von Eckermann), der gekörte Canstakko (Takashi Haase) und der gekörte Camargo Z (Olivier und Thibault Philippaerts) in der Nachkommenschaft ein.

Can Ya Makan 2022 in der 2. Derby-Qualifikation mit Shane Breen. (Foto: Brüske)
Fit sei er und mit seinen 17 Jahren noch besser zu reiten, als mit 12 Lenzen, wie Shane Breen augenzwinkernd versichert. Ein selbstbewusstes, aber immer angenehmes Pferd. In England und Irland sieht man das Thema Derbypferd ja sowieso weitaus pragmatischer und simpler, als es oft in Deutschland thematisiert wird. Großes Extra-Training betreibt Breen genauso wenig wie Derbysieger Billy Twomey (Diaghilev 2016). “Fitness und Gesundheit gelten immer und für jedes Pferd”, unterstreicht Breen, “den Unterschied macht die Art der Hindernisse. Man merkt das beim ausprobieren, ob ein Pferd diese Aufgabe annimmt oder unsicher wird und das Gefühl sagt einem auch schnell, woran das liegt oder ob es klüger ist, es ganz zu lassen.” Klingt einfacher, als es möglicherweise ist…. Martina Brüske