Cross Keys heißt er, ist 18 Jahre jung und ein versierter Sportpartner für Kai Rüder (Fehmarn) auf einem der berühmtesten “Sportplätze” der Pferdeszene. Der braune Holsteiner Wallach und sein nicht minder erfahrener Reiter haben schon eine erkleckliche Reihe Platzierungen beim Deutschen Spring-Derby gesammelt. Schon die Premiere in Hamburg beendete das Paar im Jahr 2014 auf Rang 14 – seither kamen viel Erfahrung und Platz sechs im Jahr 2022 hinzu.

Keine Scheu

So wie Kaderkollegin Sandra Auffahrt reizt das Deutsche Spring-Derby auch Kai Rüder – überhaupt scheuen die “reitenden Insulaner” derlei Herausforderungen eher selten. Es war eine Art “Lapsus”, die Rüder und dem braunen Casall-Nachkommen in der 2. Qualifikation zum Deutschen Spring-Derby unterlief am Freitag – am Wassergraben. Auf das Band getreten, Fehler angezeigt bekommen, gleichmäßig zuende geritten und dann 18. geworden. Unübersehbar “schnurrt” Cross Keys mit einer gewissen Selbstverständlichkeit über den Platz und die Hindernisse. Die erste und die zweite Qualifikation zum Derby sind immer Ausblick, spannend für die vielen Besucher und Besucherinnen, manchmal sogar spektakulär wie heute. Immer auch eine grundsätzliche Abfrage an die Pferde und Reiter/innen – aber mit den tatsächlichen Abmessungen des 92. Deutschen Spring-Derby am Sonntag haben beide Qualifikationen eher wenig zu tun. Und selbst erfahrene Reitmeister geben augenzwinkernd zu, dass sie sich sonntags fast jedes Mal beim reinreiten gefragt haben: “Was hab ich mir bloß dabei gedacht?”

Möglicherweise fragt sich Kai Rüder das nicht, denn dem Vielseitigkeitsreiter, der bei den Olympischen Spielen in Sydney dabei war, sechs Deutsche Meisterschaften bestritt und 2011 Einzel-Silber gewann, sowie 2019 Mannschafts-Gold bei der EM und zum Team bei den Weltmeisterschaften 2018 zählte, begegnen im Gelände über längere Strecken ziemlich viele und ziemlich ehrfurchtgebietende Obstacles. Ein Grund mehr, dem Weitblick des inzwischen 51-jährigen Familienvaters zu vertrauen, so wie es Cross Keys Besitzer Andreas Kastenmüller tut. Auf dem Gestüt Rüder ist das Zuhause des Springpferdes – mit allem Drum und Dran, auch “Wassertreten” bei Strandausritten ist möglich. Ausbilder Kai Rüder kann so vieles – z.B. Dressur auf überaus achtbarem Niveau reiten und notfalls über Nacht mit Freunden eine Kür basteln, so wie vor wenigen Jahren beim Fehmarn Pferde Festival.

Mut zum Blut

Cross Keys Abstammung würde auch zu einem Vielseitigkeitspferd passen. Der im Jahr 2005 bei seinem Züchter Jens Kotthaus in Schönwalde geborene Braune hat mit dem Holsteiner Hengst Casall einen berühmten Springpferdevererber zum Vater. Die Mutter Katja IX ist eine blutgeprägte Stute vom englischen Vollblüter Sunset Boulevard xx. Katjas Mutter ist eine Halbblutstute von Waldenser xx. Dieser Hengst war ab 1960 als Veredler in Holstein eingesetzt und hat zahlreiche sporterfolgreiche Nachkommen, sowie als bedeutenden Sohn den Hengst Wahnfried hervorgebracht. Der wurde – aus welchen Gründen auch immer, möglicherweise heute nicht mehr nachvollziehbar – in Holstein 1973 abgekört und dann vom Besitzer nach Dänemark veräußert.

Ob Cross Keys im Deutschen Spring-Derby ganz weit vorne stehen wird – who knows? Es sind gar nicht so ganz wenige Paare, die in Hamburg in der 2. Qualifikation einen achtbaren Eindruck hinterließen. Dass der Casall-Nachkomme ein Pferd mit veritablen Derby-Qualitäten ist, steht ganz außer Frage. Ebenso unzweifelhaft drückt eine ganze Ostseeinsel Kai Rüder und Cross Keys die Daumen. Vor allem aber die Mitglieder des Fehmarnschen Ring-Reiter Vereins. Die meisten – so wird gewispert – werden dort hineingeboren und verlassen den Verein nicht ohne Weiteres wieder. Vielleicht auch, weil man das im FRRV äußerst ungern sieht… Das Mitfiebern beginnt am Sonntag, so ab ca. 14 Uhr, denn dann startet das von IDEE KAFFEE präsentierte 92. Deutsche Spring-Derby, ab 13.30 bis 16.00 Uhr überträgt das NDR-Fernsehen im Sportclub live aus Flottbek. Martina Brüske

Bild mit freundlicher Genehmigung von Martina Brueske | Horseweb