Neustadt/Dosse. Mit Anspannung und Vorfreude blickt Jürgen Böckmann dem dritten August-
Wochenende entgegen. „Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die von den Veranstaltern an mich
herangetragen wurde. Aber ich bin sicher, dass das Internationale Dressurfestival in Neustadt/Dosse den
hohen Erwartungen gerecht wird“, sagt der Pferdesport-Routinier und -Allrounder, der die Turnierleitung
für die Veranstaltung vom 18. bis 20. August übernommen hat. Das Turnier auf dem Gelände des
Brandenburgischen Haupt- und Landesgestüts hat eine veritable sportliche Aufwertung erfahren und wird
vom Weltverband FEI als Vier-Sterne-Event eingestuft, bei dem es in fünf Prüfungen um
Weltranglistenpunkte geht.
Böckmann, erfahrener Pferdewirtschaftsmeister, Ausbilder und Richter auf Grand-Prix-Niveau, hat seine
Fühler ausgestreckt und ist dabei, ein hochkarätiges Teilnehmerfeld zusammenzustellen. „Ich könnte zwar
schon einige Namen in die Runde werfen, will aber abwarten, bis alles in trockenen Tüchern ist. Ende Juni
werde ich konkreter werden“, kündigte der 67jährige aus Schenefeld an.
Böckmann und die Veranstalter rechnen damit, dass etliche Starter bei der drei Wochen später im
westfälischen Riesenbeck stattfindenden Dressur-Europameisterschaft die Veranstaltung in
Neustadt/Dosse als letzte Formüberprüfung nutzen werden. Die Veranstaltung fest im Plan hat z.B.
Fabienne Müller-Lütkemeier. Sie ist international erstklassig beritten und hat aktuell top Ergebnisse im
oberen 70% Bereich.
Neustadt/Dosse. Jürgen Böckmann ist ein erfahrener Pferdesport-Allrounder. Im Interview stellt sich
der 67jährige Turnierleiter des Internationalen Dressurfestivals (18. – 20. August 2023) am
Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt in Neustadt/Dosse vor und spricht über den Stand der
Vorbereitungen.
Herr Böckmann, das Internationale Dressurfestival in Neustadt/Dosse rückt näher. Nehmen Sie
uns mit in Ihre Gefühlswelt. Was überwiegt: Anspannung oder Vorfreude?
Beides ist vorhanden, aber die Vorfreude dominiert. Natürlich ist auch Anspannung da, aber ich blicke auf
rund 250 Veranstaltungen zurück, bei denen ich die Federführung hatte oder mitverantwortlich war. Da
weiß ich schon, an welchen Schrauben zu drehen ist. Auch für das Sanssouci der Pferde, wie es so schön
heißt.
Wie kam es dazu, dass Sie mit der Turnierleitung dieser stark aufgewerteten Veranstaltung am
Brandenburgischen Haupt- und Landesgestüt betraut worden sind?
Ich war im vergangenen September bei der Premiere als Richter im Einsatz und nicht nur von der Kulisse
beeindruckt, sondern auch vom Elan der Macher. Und schon kurz nach der Veranstaltung ereilte mich der
Anruf von Dr. Kaspar Funke. Er wollte wissen, ob ich mir vorstellen könnte, die Turnierleitung und die
sportliche Gesamtverantwortung zu übernehmen.
Konnten Sie?
Ich habe gerade von der Erfahrung gesprochen. Ich schüttele das nicht so einfach aus dem Handgelenk,
sondern gehe nach einem klaren Plan vor. Ich nenne das immer Checkliste. Und diese Checkliste habe ich
Kaspar vorgelegt, auch vor dem Hintergrund, dass Neustadt in die Vier-Sterne-Kategorie aufsteigt. Wir
sind uns dann schnell einig geworden.
Sie sind in der Szene kein Unbekannter, aber im Sattel sieht man Sie nicht mehr.
Zumindest nicht auf Turnieren. Ich bin jetzt 67, meine aktive Karriere habe ich vor zwölf Jahren beendet.
Meine aus Finnland stammende Ehefrau Kaarina ist ebenso eine begeisterte Dressurreiterin wie unsere
gemeinsame Tochter Kristina, die für die finnische Dressur-Equipe international unterwegs ist und auch
an der Europameisterschaft 2015 in Aachen teilgenommen hat.
Pferde bestimmen Ihren Alltag. Was machen Sie, wenn Sie mal gerade nicht auf einem Turnier
unterwegs sind und sichten oder richten?
Ich bin Pächter und Betreiber der Reitanlage Klövensteen in Schenefeld vor den Toren Hamburgs. Wir
haben 136 Pferde in Arbeit, für Ausbildung, Training und Wettkampf in unterschiedlichen Disziplinen
stehen fünf Hallen zur Verfügung. Sie können leicht erahnen, dass immer etwas los ist.
Nicht nur Hamburger wissen, dass Klövensteen eine gute Adresse ist. Seit wann haben Sie das
Zepter in der Hand?
Schon eine ganze Weile, ich habe die Anlage 1980 übernommen, da war ich 24 Jahre alt. Nach der Prüfung
zum Pferdewirtschaftsmeister habe ich selbst mit der Ausbildung begonnen. Bislang sind es 39
Pferdewirte und 8 Pferdewirtschaftsmeister, die ich in ihren Berufen ausgebildet habe.
Bei so viel Erfahrung hat man sich in der Szene einen Namen gemacht. Hilft das, um ein
hochkarätiges Starterfeld für ein Ereignis wie das Dressurfestival in Neustadt/Dosse
zusammenzustellen?
Unbedingt. Ich weiß, wen man ansprechen muss. Und da die Veranstaltung von Neustadt durch die FEI
eine Aufwertung zum Vier-Sterne-Event erfahren hat, öffnen sich auch ganz andere Türen. Zumal das
Festival auch nur drei Wochen vor der Dressur-Europameisterschaft in Riesenbeck stattfindet.
Können Sie bereits mit Namen aufwarten?
Da bitte ich noch um etwas Geduld. Ich werde die Teilnehmerliste erst preisgeben, wenn alles in
trockenen Tüchern ist. Aber ich kann versprechen, dass einige namhafte Dressur-Größen kommen
werden. Konkretes dazu wird es von mir Ende Juni nach dem Turnier auf dem Klosterhof Medingen
geben.
Was macht aus Ihrer Sicht das Festival von Neustadt/Dosse so attraktiv?
Die Mischung macht’s. Wir haben einerseits die großen internationalen Prüfungen, in denen es um
Weltranglisten-Punkte geht. Aber auch alle Leistungsklassen sind vertreten, weil das Landesgestüt über die
Infrastruktur für Spitze und Breite verfügt. Nicht zu vergessen unser Angebot mit Prüfungen für 5- und
6-jährige Pferde.
Internationales Niveau verlangt auch die entsprechenden Fachleute auf den Richterplätzen. Sind
Sie schon fündig geworden?
Die Liste ist komplett, das Gremium ist mit 6 internationalen und 4 nationalen Richtern besetzt und
erfüllt dementsprechend die FEI-Standards. Und auch die erforderlichen 4 Stewards habe ich gefunden.
Insgesamt ist meine Checkliste also schon ganz gut abgearbeitet, und ich bin sicher, dass das
Dressurfestival in Neustadt/Dosse den hohen Erwartungen gerecht wird.
Zur Person
Jürgen Böckmann wurde die Turnierleitung für das Internationale Dressurfestival in Neustadt/Dosse
(18. – 20. August) übertragen. Der 67jährige ist Pächter und Betreiber des Reitstalls Klövensteen in
Schenefeld bei Hamburg. Böckmann war während seiner aktiven Laufbahn bis zu seinem 55. Lebensjahr
national wie international unterwegs. Als Pferdewirtschaftsmeister ist er ein gefragter Ausbilder.
Böckmann trägt das Goldene Reitabzeichen und ist als Dressurrichter der Kategorie Grand Prix national
tätig. Seine Tochter Kristina Böckmann ist ebenfalls im Viereck aktiv und startete für Finnland bei der
Europameisterschaft 2015 in Aachen.