Junge Rennbahnbesucher studieren das Programmheft auf der Suche nach der nächsten Wette (Foto: Marcruehl.com)

Zufriedenheit und maßvoller Optimismus herrschen beim „Deutschen Galopp“, dem Dachverband des Galopprennsports nach dem Abschluss des IDEE-Derby-Meetings in Hamburg vor. Das alljährlich am ersten Julisonntag ausgetragene höchstdotierte Galopprennen des Landes ist meistens auch ein geeigneter Stichtag für einen Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber dem Vorjahr. Dessen Fazit ist: Die meisten Zahlen auf deutschen Turfplätzen befinden sich in einem konstanten Aufwärtstrend und bewegen sich sogar oberhalb der Zahlen im Vor-Corona-Jahr 2019. 

An der problematischen wirtschaftlichen Situation des Galopprennsports ändert dies nicht allzu viel, „aber wenigstens geht der Trend in die richtige Richtung“, so Verbandspräsident Michael Vesper. Besonders positiv war die Tendenz der Wettumsätze auf die 154. Austragung des Deutschen Derbys. Hier stieg der inländische Wettumsatz gegenüber der Vorjahresveranstaltung um bemerkenswerte 35 Prozent auf 445.000 Euro. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass vor 30 Jahren mehr als der dreifache Betrag eingesetzt wurde. Das war vor dem Beginn des Internet-Zeitalters, auf das die Rennsportverbände viel zu lange keine Antwort fanden. 

Weit mehr als in Deutschland wurde am Sonntag in anderen Ländern auf das „klassischste der klassischen Rennen“ in Deutschland gewettet, denn erstmals konnten nicht nur in Frankreich, sondern in fünf weiteren Ländern Wetteinsätze auf die 20 teilnehmenden Pferde gemacht werden. 2,9 Mio. Euro wurden so mit dem Hamburger Wettpool zusammengeführt. 

Gleichwohl kämpft der Galopprennsport auch im 201. Jahr seines Bestehens mit zahlreichen, meist wirtschaftlichen und strukturellen Problemen. Eines der größten davon ist die seit Jahren zurückgehende Zahl an Galopprennpferden. Sie ist schon vor einiger Zeit unter 2000 angekommen. Darin liegt auch mit ein Grund dafür, dass das traditionelle Derby-Meeting nur mit fünf Renntagen durchgeführt werden konnte. Früher waren es zwei bis drei Tage mehr. Es fehlt bundesweit an Startpferden und dies wiederum liegt zum größten Teil an den geringen Renndotierungen. Diese sind zwar derzeit 8 Prozent höher als im Vorjahr, aber das ändert nichts daran, dass die Schere zwischen den Anschaffungs- und Trainingskosten einerseits und den Rennpreisen andererseits wohl noch nie so groß war wie derzeit. Projekte wie die Beteiligung an internationalen Wettpools sind ein hervorragendes Mittel zur Verbesserung der Situation. Dies wird vom Verband daher mit Priorität verfolgt. 

14.000 Besucher erlebten das Deutsche Derby auf der Hamburger Rennbahn. Im frei empfangbaren Fernsehen war nur wenig davon zu sehen, mehr konnten die Fernsehzuschauer in Hongkong und 27 anderen Ländern davon sehen. Für sie wurde ein eigenes englischsprachiges Programm produziert. Sie sahen ein besonders spannend besetztes Rennen mit mehreren profilierten Favoriten, von denen zwei die Plätze eins und zwei belegten: Fantastic Moon und Mr Hollywood. Besonders erfreulich: Alles verlief von Anfang bis Ende einwandfrei. Strafen wegen zu häufigen Peitschengebrauchs mussten diesmal nicht ausgesprochen werden. Weder Pferde noch Reiter kamen zu Schaden.