02.04.2023
Trakehner Doppelgold auf dem Olympischen Dressurviereck für Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB. (Foto: Sportfotos Lafrentz)

Jessica mit Dalera zu Doppelgold

Jessica von Bredow-Werndl reitet mit ihrer Trakehner Stute TSF Dalera BB zu olympischem Einzel- und Mannschaftsgold.

„Pure Freude, Erleichterung und wahnsinnige Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass ich das erleben darf, dass ich hier stehe, dass ich die zweite Goldmedaille um den Hals hängen habe und dass ich so ein wundervolles Pferd und so ein unglaubliches Team habe, das hinter mir steht genauso wie meine Familie. Bei mir läuft gerade ein Zeitraffer von meinen 20 Jahren Reiterleben ab – ne, es sind schon mehr, es sind schon 30 Jahre. Ich glaube, ich könnte ein Buch schreiben über diesen Tag.“ Atemloses Glück der Olympiasiegerin nach ihrer Ehrenrunde mit TSF Dalera BB, nach einer Grand Prix Kür wie ein Krimi.

Geht es spannender? Geht es schöner? Geht es emotionaler? Nein, das geht wohl kaum. Jessica von Bredow-Werndl (36) und ihre 14-jährige Trakehner Stute TSF Dalera BB tanzten in ihrer Kür zur Musik des Musicals La La Land mit einem nahezu perfekten Ritt zur Goldmedaille. 91,732 Prozent vergaben die Richter für die einzigartige Darbietung, die in Tokio die 90-Prozent-Marke knackte und bei der Jessica genau das Können, die Konzentration und Eleganz aufs Parkett brachte, die kennzeichnend für die Reiterin aus dem bayerischen Aubenhausen bei Rosenheim sind. Bei dem die großrahmige dunkelbraune Trakehner Stute Dalera bei höchstem Schwierigkeitsgrad im Takt der Musik tanzte, die Weltklasse Kür ganz leicht aussehen ließ und genau das gab, was ihre Reiterin vor der Abreise nach Tokio prophezeit hatte: „Ich weiß genau, wenn ich in das Viereck in Tokio einreite, wird sie alles für mich geben. Und das ist etwas ganz, ganz Besonderes.“ Der Siegesritt in Zahlen: Von den sieben Richtern gab es für die Piaffen und die Übergänge sowie für die Kopfnoten Harmonie der Vorstellung, Choreographie und Musik insgesamt 23 Mal die Höchstnote 10! Alle Richter bewerteten den Tanz der Trakehner Stute mit über 90 Prozent, für die B-Note (künstlerische Ausführung) lag die niedrigste Bewertung bei 95,8 Prozent.

Tränen flossen reichlich bei der sympathischen Reiterin, die schon gestern das Mannschaftsgold bei ihrem allerersten Olympiastart kaum realisieren konnte. Tränen der Anspannung, der Erleichterung, der Freude. Dalera hat bewiesen, dass auf sie Verlass ist, hat in der dritten großen olympischen Dressurprüfung dieser Woche in Tokio neben ihrer phänomenalen Sportlichkeit genau das bewiesen, was den Trakehner Pferden als Eigenschaft zugeschrieben wird: Kampfgeist für den Reiter, wenn es darauf ankommt.

Auf dem Silberrang heute die siebenfache Goldmedaillengewinnerin Isabell Werth, die mit Bella Rose eine perfekte Vorstellung lieferte und knapp unter den magischen 90 Prozent das Viereck verließ. Dorothee Schneider und Showtime hätten die Zuschauer vor den Bildschirmen allerdings deutlich weiter vorn gesehen als auf dem abschließenden Rang 15.

Ein Blick zurück: An Olympisches Gold dachte vor fünf Jahren noch niemand, als bekannt wurde, die talentierte Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl habe ein Trakehner Nachwuchspferd im Stall. Groß gewachsen war die heutige „Queen in Aubenhausen“ damals schon, mit erkennbar überdurchschnittlichem Bewegungspotenzial, aber eher ein Jungpferd für den zweiten Blick. Beatrice Bürchler-Keller aus Diessbach bei Büren (Schweiz), unter anderem Besitzerin des Hengstes Uneé BB, mit dem Jessica den Sprung in den Kader schaffte, hatte die Stute erworben und ist bis heute Besitzerin der zweifachen Olympiasiegerin mit Trakehner Brand. Mit Jessica, die von Tag eins an Dalera geglaubt hat, trat diese das erste Mal mit dem Sieg im Louisdor Preis für Nachwuchs-Grand Prix Pferde ins Rampenlicht und hat ihre Reiterin seitdem nie enttäuscht. Auf die Frage, wann sie das erste Mal gefühlt hat, dass Olympia ein ganz besonderes Turnier werden könnte, blickt sie zwei Jahre zurück, zur Europameisterschaft 2019. „Ich wusste die ganze Woche in Rotterdam, dass alles möglich ist. Es sollte nicht sein im Grand Prix, es sollte nicht sein im Special und dann in der Kür hatten wir schon so eine Sternstunde. Da habe ich gespürt, es ist alles möglich. Und jetzt haben wir einfach noch ein bisschen weitergeübt und es wird immer leichter.“

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