Zweifellos ist Pia Münker (23) eine der talentiertesten deutschen Nachwuchsreiterinnen im Vielseitigkeits-Sport. Gerade ist sie zu einem Trainingsaufenthalt in Großbritannien angekommen, den sie Ende 2015 durch den zweiten Erfolg im U25-Pokal der Vielseitigkeitsreiter gewonnen hatte.  Seit Jahren ist Louis M das Pferd an ihrer Seite, mit dem sie aus dem Junge-Reiter-Lager mit großen Schritten Richtung Senioren marschierte. Pias Blick auf die vergangene und neue Saison, auf ihren Louis M und die Tätigkeit bei der Bundeswehr findet sich hier im Interview.

Vor wenigen Wochen konntest du erneut den U25- Vielseitigkeitspokal für dich entscheiden. Wie hast du den erneuten Sieg erlebt?

Für mich war es eine große Freude! Seit Anfang der Saison sind wir den Stationen, also den ausgeschriebenen Turnieren, hinterher gereist, um Punkte zu sammeln. Letztlich die Siegerin zu sein und damit das Stipendium für den Trainingsaufenthalt in England sicher zu haben, war genial!

Nach wie vor ist Louis M seit vielen Jahren dein treuer Begleiter durch unzählige hochkarätige Prüfungen. Wie ist es für dich, so lange schon mit einem Pferd unterwegs zu sein, mit ihm praktisch von den Jungen Reitern in den Senioren-Sport gewachsen zu sein?

Louis ist für mich kein „normaler Wegbegleiter“ – ich kenne ihn seit seiner Geburt und er ist wie ein Freund, mit dem man durch Dick und Dünn geht. Durch unsere jahrelange Zusammenarbeit kenne ich ihn genauestens und kann neben dem Training auch seine Laune auf dem Turnier bestens einschätzen und darauf eingehen. Zudem habe ich enormes Vertrauen in ihn und weiß, dass er immer versucht, sein Bestes zu geben. Es ist für mich ein ganz besonderes Gefühl, meinen  elfjährigen Wallach schon so lange an meiner Seite zu haben.

Wie erlebst du deinen sicherlich unheimlich erfahrenen und ausgebufften Louis M heute in den Prüfungen? Wie hat er sich im Vergleich zu seinen Anfängen entwickelt?

Von Anfang an war Louis M immer sehr darauf bedacht, wirklich alles richtig zu machen. Er war stets konzentriert und hat es mir als Reiter leicht gemacht, ihm das Turniergeschehen schmackhaft zu machen. Er hatte von Anfang an Spaß daran und gab sein Bestes. Seine Aufregung hat man früher lediglich an seinem obligatorischen Schluckauf bemerkt. Ich habe selten ein Pferd erlebt, was Schluckauf hatte (lacht). Dies hat sich aber mit der Zeit gelegt. Heute muss ich sagen ist er auf den Turnieren immer einen Tick besser als im Training. Und wenn der LKW beladen wird und er nicht dabei ist, ist er fast schon beleidigt.

Die Saison 2015 ist nun vorüber. Wie blickst du darauf zurück?

Die Saison 2015 war für mich im Rückblick eine sehr gute. Ich konnte neben Louis Erfolgen auch mein Pferd Stachus und einige junge Nachwuchspferde erfolgreich auf Turnieren vorstellen und auf 2016 vorbereiten.

Du bist ja im Perspektivkader in Warendorf. Wie hilft dir dies in deiner Arbeit mit den Pferden und Wettkampfvorbereitung?

Dadurch, dass wir in Warendorf sicherlich mitunter die besten Trainingsmöglichkeiten haben, kann ich meine Pferde individuell und bestmöglich auf die Turniere vorbereiten. Neben den Trainern, die uns begleiten, helfen uns aber auch im Stall häufig viele fleißige Hände. Das macht es beispielsweise leichter, wenn ich auf einem Turnier bin. Dann kümmert man sich bestens um die Daheimgebliebenen. Nur so kann ich auch vollkonzentriert beim Turnier an den Start gehen.

Seit mehreren Jahren reitest du auch in der Uniform der Bundeswehr. Wie sieht deine momentane Tätigkeit für sie aus und wie die Unterstützung durch die Bundeswehr?

Die Bundeswehr unterstützt mich in ganz besonderem Maße. Sie ist sozusagen mein Arbeitgeber und verantwortlich für mein Einkommen. In Relation zu dem, was mir oder besser gesagt uns Sportsoldaten die Bundeswehr ermöglicht, müssen wir bis auf unsere Leistung im Sport, dem repräsentativen Aspekt und einigen wenigen militärischen Übungen wenig machen. Wir werden unterstützt, um die bestmögliche Leistung im Sport abliefern zu können.

Was kann man momentan über den normalen Tag der Pia Münker sagen? Wie sieht er für dich aus?

Ein ganz normaler Tag bei mir beginnt morgens um 6 Uhr mit meinem Wecker, damit ich pünktlich um 6:30 Uhr im Stall sein kann, um meine Pferde auszumisten und zu füttern. Danach gibt es von ca. 7:30 Uhr bis 8 Uhr eine Frühstückspause für mich. Anschließend beginne ich mit dem Reiten. Momentan habe ich sieben Pferde in meinem Stall. Gegen 12 Uhr wird wieder gefüttert. Und sofern nichts dazwischen kommt, ist dann auch für uns Zeit für eine kurze Mittagspause. Danach nehme ich meine Arbeit wieder auf. Um 17 Uhr wird dann Abendfutter gegeben und manchmal noch ein Pferd geritten oder Unterricht gegeben. Und manchmal habe ich dann auch schon frei.

Was machst du eigentlich gern, wenn du mal nicht reitest?

Wenn ich nicht reite, fahre ich gerne nach Hause zu meinen Eltern. Dort besuche ich dann auch meine Freunde oder unternehme etwas wie Shoppen oder auch wetterabhängige Aktivitäten.

Hast du neben Louis M momentan auch vielversprechende Nachwuchspferde unterm Sattel, von denen du dir vielleicht auch einen potentiellen Nachfolger von deinem Top-Pferd erhoffst?

Ja, die habe ich! Ich habe derzeit neben Louis M und den Älteren beispielsweise eine sechsjährige Stute „Gretchen“.  Sie gehört mit gemeinsam mit der Sponsorin Marion Drache. Gretchen und ich starten 2016 in unsere erste gemeinsame Saison. Ich bin schon sehr gespannt, wie alles klappt! Vielversprechend ist sie auf jeden Fall!

Außerdem reite ich eine fünfjährige Halbschwester von Louis. Sie ist aus derselben Mutter wie Louis. Auch mit ihr werde ich 2016 erstmals Turnierluft schnuppern. Die Vorbereitungen laufen sehr gut. Ich bin richtig gespannt!

Wie sehen deine Pläne für die Saison 2016 aus? Was hast du dir vorgenommen?

Meine Saison 2016 werde ich dank des jetzt schon zwei Mal hintereinander gewonnenen Stipendiums für U25-Reiter durch Prof. Dr. Bernd Heicke in England beginnen. Ab Mitte März werde ich für drei Monate mit Chris Bartle im Yorkshire Riding Center trainieren und britische Turnierluft schnuppern. Es geht sozusagen gleich mit einem Highlight in die Saison. Was dann ab Juni geplant ist, ist abhängig vom Verlauf des Trainingsaufenthaltes.

Wie hältst du deine Pferde über den Winter fit. Bei Vielseitigkeitspferden stelle ich mir dies gar nicht so leicht vor, da ja tatsächlich keinerlei Turniere stattfinden mit Ausnahme von ein paar Indoor-Events.

Nach dem letzten Turnier haben meine Pferde erstmal ca. sechs Wochen Pause. Das bedeutet, dass sie solange die Witterung es zulässt auf die Weide gehen. Dazu kommen Ausritte im Schritt. Danach beginne ich mit Intervalltraining zum Aufbau der Grundlagenausdauer. Dazu reite ich zwei bis vier Mal pro Woche im Gelände und trabe streckenweise. Zunächst zwei Mal fünf Minuten, dann zwei Mal zehn Minuten, dann zwei Mal 15 Minuten und schließlich zwei Mal 20 Minuten am Stück oder splitte es auf drei Intervalle. Insgesamt bin ich damit gute 60 Minuten unterwegs. Ab Mitte bis Ende Dezember beginne ich allmählich auch wieder mit der normalen Dressur- und Springarbeit. Dabei legen wir im Winter meist viel Augenmerk auf die Gymnastizierung der Pferde. Vor dem ersten Turnierstart der neuen Saison gehen wir dann ein bis drei Mal an den Berg, um Kraftausdauer zu trainieren und so fit wie möglich in die Saison starten zu können. Dies ist ein besonders wichtiger Aspekt, um das Verletzungsrisiko minimieren zu können.

Interview: Alexandra Koch