Er ist jung und möchte hoch hinaus. An Selbstbewusstsein mangelt es dem 25-jährigen Maximilian Schmid nicht. Eine internationale Meisterschaft, vielleicht sogar Olympia sind die Ziele des Adrinalinjunkees, der durchaus auch mal einen Fallschirmsprung wagen würde. Doch konzentriert er sich zunächst auf die Ausbildung von Nachwuchstalenten und das Training mit Spitzenpferd Chacon, um vielleicht einmal den Traum vom großen Championat wahr werden zu lassen. Übrigens züchtete seine Mutter, die Züchterin Eva-Maria Schmid, neben mehreren anderen hocherfolgreichen Pferden auch die Championats-Medaillengewinnerin Küchengirl von Marcus Ehning.
Über seine Lieblingsturniere, die Beziehung zu Chacon und seinen Alltag auf dem heimischen Gestüt hat Maximilian Schmid im Interview gesprochen.
In Salzburg hast du im Dezember vergangenen Jahres die High Fly Tour gewonnen – machen dir solche Prüfungen richtig Spaß? Du hast die Tour ja wiederholt gewonnen. Was ist für dich das Besondere daran? Ist Vainqueur das ideale Pferd für solche Springen?
Die High Fly Tour macht mir richtig Spaß. Ich bin ein Typ, der den Adrenalinkitzel mag. Ich wäre auch sofort bei Bungeejumping oder einem Fallschirmsprung aus dem Flugzeug dabei. Wenn man gegen eine Mauer reitet, ist auch ein gewisser Nervenkitzel dabei, besonders wenn die Mauer 2,10 Meter oder höher ist. Bis 2 Meter ist für mich noch alles relativ normal (lacht). Ab 2,10 Meter spüre ich dann jeden Zentimeter, der höher gemacht wird und es ist einmal tief durchatmen angesagt. Ich hab die Tour zweimal mit meinem High Fly Erfolgspferd Damhus Los del Rio gewonnen, der mit 20 verabschiedet wurde. Jetzt habe ich von Doris Grieb ihren Vainqueur zur Verfügung gestellt bekommen. Er ist auf jeden Fall ein ideales Pferd für die Mauer. Er hat sehr viel Vermögen und eine super Einstellung zum Sprung. Als Reiter müsste man ihn vor dem Sprung wegreißen, um ihn am Springen zu hindern. Genau diese Einstellung brauchen meiner Meinung nach Pferde, die in solch einer Prüfung an den Start gebracht werden. Kampfgeist und Zug nach vorne.
Kannst du ein bisschen was zu Chacon erzählen? Er ist ja ein Sohn des wirklich tollen, leider viel zu früh verstorbenen Chacco Blue…
Chacon ist zurzeit mein erfolgreichstes Pferd. Meine Mutter hat ihn sechsjährig im Winter bei Michel Berger gekauft. Zu dieser Zeit hatte er jedoch nur zwei Platzierungen, da er sehr guckig und ängstlich war. Zum Reiten war er stark, aber das Gefühl auf ihm, die Kraft in der Hinterhand und das Sprungvermögen haben uns überzeugt, ihn zu kaufen. Dann folgten zwei mühsame Aufbaujahre. Zu Hause hatten wir Decken, Bälle, Eimer, Bandenwerbungen in der Halle und auf dem Platz aufgestellt sowie einen Flachbildschirmfernseher vor seiner Box mit abwechselnd laufenden Western und Actionfilmen, damit er sich an Geräusche und immer wechselnde Kulisse gewöhnt. In das Gelände bin ich auch viel mit ihm geritten, damit er einfach viele neue Umgebungen sieht und seine Angst vor neuem verliert. Ende achtjährig hatte ich dann schon schöne Platzierungen mit ihm sowie meine ersten Siege bis zur Klasse S. Neunjährig wurde er dann immer beständiger und hat sich im Parcours auch nicht mehr so arg verspannt und fest gemacht. Der Durchbruch kam mit dem Dressurunterricht von Patrik Majher. Ich saß oft bis an die zwei Stunden auf ihm und hab darauf geachtet, dass er von mir nie Stress bekommt. Wenn er wegspringt oder sich stresst, muss ich viel mit ihm reden und immer loben. Bei ihm ist es nicht, weil er frech ist… Er ist schüchtern und ängstlich und braucht gerade von seinem Reiter Vertrauen und muss wissen, dass ihm nichts passiert.
Ende neunjährig hat er dann 2 große Preise und ein 2. Platz auf CSI*** Turnieren gewonnen, darunter ein Weltcupspringen sowie ein 6. Platz im Großen Preis beim CSI**** Turnier in Salzburg und viele weiter tolle Platzierungen.
Du bist ja noch sehr jung und warst auch im EY Cup unterwegs. Was bedeutet dir als junger Springreiter diese Serie?
Die EY Cup Serie ist für mich eine tolle Bereicherung des Springsports gewesen. Ich bin mit dem BY Cup und dann dem EY Cup groß geworden. Zum einen ist es toll, dass Junge Springreiter/innen nicht immer gleich gegen Profis an den Start gehen müssen und somit auch bessere Chancen auf Platzierungen haben. Des Weiteren ist es eine gute Sache, über die EY Cup Serie an großen Internationalen Turnieren teilnehmen zu können und sich auch an die Atmosphäre dort zu gewöhnen. Ohne diese Serie hätten viele Reiter nicht die Möglichkeit, in diesem jungen Alter auf CSI Turnieren an den Start zu gehen. Hierfür auch noch ein großes Lob und Dankeschön an Herrn Hindelang, der die Serie ins Leben gerufen hat.
Deine Mutter ist ja eine hocherfolgreiche Züchterin und wurde mehrfach ausgezeichnet. Wie hast du deine Kindheit und Jugend mit Pferden erlebt?
Ich wohne zusammen mit meinen Eltern in Utting am Ammersee auf unserer Anlage seit Geburt und bin aufgrund dessen mit Pferden aufgewachsen und groß geworden. Mit 3 Jahren hatte ich schon mein erstes eigenes Pony namens Dini, worauf ich alleine geritten bin. Als Baby natürlich schon bei Mutti im Sattel mitgeritten. Für die Zucht hat meine Mutter ein gutes Händchen. Fast alle Pferde, die ich reite, sind selbst gezogen und die meisten davon gehen über S-Springen. Mein Erfolgspferd über die Junioren/Junge Reiter Zeit war ein selbstgezogener Caretello B x Cambridge Cole Nachkomme namens Cuckoo. Aus der gleichen Mutter wurde zum Beispiel Noltes Küchengirl gezogen. Mein ganzes Leben lang habe ich schon mit Pferden zu tun und es dreht sich auch alles bei uns um Pferde. Es ist schön, wenn man seine Passion als Beruf ausüben kann.
Wann wusstest du, dass es für dich in Richtung Turniersport gehen soll?
Da ich, wie schon gesagt, mit Pferden groß geworden bin, wurde es mir in die Wiege gelegt. Kurzzeitig, als ich mit Ponys angefangen habe zu springen und diese aber immer gestoppt hatten, habe ich eine Zeit lang keine Lust mehr gehabt und bin mehr zum Fußball gegangen. Als dann aber das erste Pferd kam, hat mich das Pferdefieber wieder gepackt. Was mir auch sehr viel Spaß macht, ist das Ausbilden der eigenen gezogenen Pferde. Ich bin schon ein bisschen stolz sagen zu können, dass ich so gut wie fast alle Pferde selber von Springpferde A bis S ausgebildet hab. Auch die Pferde, die ich jetzt im internationalen Sport an den Start bringe, hab ich selber bis zur Klasse S ausgebildet. Ein wie man so schön sagt „fertige ausgebildetes Pferd“ hatte ich noch nie.
Wie sieht deine Arbeit auf dem Gestüt Classics aus? Wie verläuft ein typischer Tag?
Ein typischer Tag sieht wie folgt aus: 7.30 Uhr aufstehen, 8.00 Uhr Frühstück, worauf meine Mutter sehr viel Wert legt. Meine Mutter macht für uns und die Angestellten Frühstück, Mittag und häufig auch Abendessen, sodass wir immer eine große Gemeinschaft sind, was den Zusammenhalt enorm stärkt. Ab 9 Uhr bekomme ich von meinem Pfleger ein Pferd nach dem anderen zum Reiten fertig gemacht, sodass ich bis 13 Uhr zwischen vier und fünf Pferde geritten hab. Je nachdem was meine Pferde brauchen, geh ich ins Gelände, reite Dressur oder gymnastiziere sie, reite über Cavalettis, Stangenarbeit und hin und wieder auch Parcoursspringen, wobei ich ich dafür auch gerne woanders hinfahre. 13 Uhr gibt es Mittagessen bis ca. 14.30 Uhr Ab 15 Uhr reite ich dann weitere 2-3 Pferde, die mir mein Pfleger wieder herrichtet und auch hinterher versorgt. Zwischen 17 und 18 Uhr ist dann Feierabend.
Was machst du gerne, wenn du mal nicht im Sattel sitzt?
Im Winter gehe ich sehr gerne Skifahren und im Sommer an See baden. Da wir am Ammersee wohnen, ist das für mich kein großer Aufwand. Ansonsten gehe ich gerne mit Freunden aus oder treffe mich mit ihnen zu Spieleabenden oder wir gehen auch mal gerne Go Kart fahren oder zum Bowlen oder Dart spielen. Im Sommer treffen wir uns auch gerne zum Beachvolleyball Spielen oder Wasserskifahren. Wenn mal ein turnierfreies Wochenende ist, gehe ich mit Freunden auch gerne zum Feiern nach München oder auch anderen Orten.
Was sind deine Pläne fürs neue Jahr 2016?
2015 ist für mich schon ein sehr erfolgreiches Jahr gewesen. Ich bin in Deutschland bis auf Ranglistenplatz 19 vorgerutscht und in der Weltrangliste war ich um die 600 und bin jetzt auf Platz 246. Mein großer Traum ist es, mal auf Championaten zu reiten wie Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und das Highlight wäre dann die Olympiade. Am liebsten natürlich mit dem Olympiatitel (lacht). Um das zu erreichen will und muss ich in der Weltrangliste nach vorne kommen und an mir selbst auch täglich arbeiten. Ich hoffe dass 2016 nochmal ein Stück besser verläuft, als 2015 und meine Karrierekurve nach oben geht. Der nächste Schritt wäre dafür die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften und dort ein Platz auf dem Treppchen. Falls das klappen sollte erhoffe ich mir dann eine Teilnahme in Aachen sowie weiteren internationalen schönen Turnieren. An der Global Champions Tour würde ich übrigens auch gerne teilnehmen. Um das alles zu realisieren, gehören natürlich gute Pferde dazu. Im Moment bin ich mit den Pferden, die ich habe, gut aufgestellt und hoffe, dass auch alle weiterhin gesund bleiben. Damit mein Pferd Chacon, das ich für die 1.60 m Prüfungen habe, etwas entlastet werden würde, wäre natürlich ein zweites Grand Prix Pferd wünschenswert.
Interview: Alexandra Koch