David Will (27) ist zweifellos einer der erfolgreichsten der „Jungen Wilden“ im deutschen Reitsport. Viele Experten trauen ihm eine große Zukunft samt Championatseinsätzen zu. Dies liegt zum einen daran, dass Will mit Pferden bereits durch seine Eltern, welche den Reitstall des Gut Ising am Chiemsee betreiben, aufwuchs. Zum anderen ist es ein großer Verdienst von Dietmar Gugler, in dessen Stall David Will seit Jahren als Bereiter angestellt ist. Seitdem kann er auf Erfolge wie vor wenigen Monaten den Sieg bei der Riders Tour Etappe in München und damit den dritten Gesamtrang (samt neuem Auto) feiern.

Momentan weilt David Will in den Vereinigten Arabischen Emiraten, um sich optimal auf die Saison 2016 vorzubereiten. Im Gespräch hat er seine Pläne, Ziele und Träume geteilt.

Gleich zu Jahresbeginn zog es Sie in die Ferne. Wie kam es zum Aufenthalt in den Emiraten?

Es ist einfach eine super Gelegenheit, sich hier auf die kommende Saison vorzubereiten und natürlich gleichzeitig Platzierungen und Weltranglistenpunkte zu sammeln. Ich war letztes Jahr schon einmal hier für das CSIO 5* in Abu Dhabi, mache aber dieses Jahr zum ersten Mal die ganze Tour. Es gefällt mir gut hier, und meine Pferde fühlen sich bei den etwas wärmeren Temperaturen sehr wohl. Die Anlagen hier lassen nichts zu wünschen übrig, sowohl die auf der ich meine Pferde während den zwei Monaten hier eingestallt habe, als auch jene, auf denen die Turniere stattfinden. Sehr viele Menschen hier haben mit Pferden zu tun, es gibt sogar eigene TV Sender, die nur Pferdesport zeigen. Deshalb fühlt man sich hier sehr willkommen und es macht Spaß diese Erfahrung hier zu machen.

2015 war ein weiteres sehr erfolgreiches Jahr für Sie. Welche Erfolge haben Sie besonders im Gedächtnis behalten?

Die Siege bei den Riders-Tour-Etappen in Hagen und München waren tolle Ergebnisse, die ich mit Colorit und Mic Mac feiern durfte. Ganz besonders wird mir aber der Sieg mit Mic Mac in Aachen in Erinnerung bleiben. Das war etwas ganz Besonderes, Aachen ist einmalig.

Nun ist das neue Jahr 2016 erst wenige Tage alt. Wie sehen Ihre Pläne aus? Welche Turniere und Ziele haben Sie fest im Blick?

Wie schon erwähnt, beginne ich dieses Jahr in den Vereinigten Arabischen Emiraten und werde mit meinen Pferden Mic Mac, Monodie und River Dance bis zum CSIO5* in Abu Dhabi Ende Februar bleiben. Danach bekommen sie eine kleine Pause und je nachdem wie wir bis dahin in Form gekommen sind, werden wir die weitere Saison planen.

Sie haben ja schon viele hocherfolgreiche Pferde geritten seit Sie bei Dietmar Gugler im Stall reiten. Was ist für Sie an dieser Zusammenarbeit mit ihm besonders?

Ich bin mittlerweile schon über 8 Jahre bei Dietmar, und das Besondere unserer Zusammenarbeit ist, dass wir eigentlich fast bei 0 angefangen haben. Dank seiner Unterstützung und dank den tollen Pferden, die ich in dieser Zeit reiten durfte, sind wir von meinem ersten S-Sieg vor gerade mal 5 Jahren in Mannheim dahin gekommen, wo wir jetzt sind.

Was schätzen Sie besonders am Stall von Dietmar Gugler?

Wir haben einfach ein tolles Team und das macht meinen Job sehr einfach. Ich bin immer sehr viel unterwegs, wie jetzt in den Emiraten und kann mir dabei immer sicher sein, dass meine anderen Pferde zu Hause bestens versorgt sind und top in Schuss wenn ich zurückkomme, so dass ich gleich loslegen kann. Hinzu kommt natürlich auch, dass die Anlage alles bietet und die Trainingsmöglichkeiten einfach spitze sind.

Die Stute Mic Mac du Tillard ist Ihr momentanes Top-Pferd. Mit Ihren 16 Jahren scheint sie noch kein bisschen müde. Was macht die Stute für Sie so besonders? Sie hat ja einen durchaus sehr starken Charakter, hat es zwischen Ihnen gleich gepasst?

Ich muss sagen, dass ich sehr froh bin, dass sie mit ihren 16 Jahren so fit ist und noch immer voll dabei ist. Sie ist eine unglaubliche Kämpfernatur, und dabei sehr stürmisch. Man muss sie eigentlich nie auffordern etwas zu tun, eher muss man versuchen, ihren großen Ehrgeiz in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber genau dieser unglaubliche Wille ist es, der sie auszeichnet. Wir haben fast ein Jahr gebraucht, bis es so richtig mit uns geklappt hat. Am Anfang dachte ich, dass ich versuchen muss, dass sie im Parcours ein bisschen kontrollierter geht, aber das passt einfach nicht zu ihr. Inzwischen weiß ich, dass sie ihr Bestes gibt, wenn man ihr nicht zu sehr den eigenen Willen aufzwingt.

Wie sehen das Training und der Tagesablauf eines Pferdes wie Mic Mac bei Ihnen aus?

Eigentlich so simpel wie möglich. Ich muss ihr nichts mehr beibringen. Mit ihren 16 Jahren hat sie alle Erfahrung der Welt. Also heißt es bei ihr in der täglichen Arbeit vor allem, die körperliche Fitness zu halten. Ansonsten genießt sie es, das beste Pferd im Stall zu sein und weiß genau, dass sie alles bekommt, was sie will.

Ein weiteres Top-Pferd mussten Sie 2015 leider abgeben – Colorit, mit dem Sie unzählige Erfolge feiern konnten. War dieser Verlust schwer für Sie? Wie erleben Sie Colorit heute unter Christian Ahlmann im Parcours?

Der Verlust war natürlich schwer für mich, nicht weil es sportlich für mich eine Einschränkung ist, sondern weil er mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen ist. Jetzt freut es mich sehr zu sehen, dass er mit Christian so erfolgreich ist, und ich kann auch noch einiges davon lernen, ihm zuzusehen, wie er ihn jetzt reitet.

Ihre Eltern betreiben ja am Chiemsee die bekannte Reitschule des Gut Ising. Wie haben Sie es erlebt, dort aufzuwachsen?

Das war natürlich eine sehr schöne Zeit, und ich genieße es sehr, immer wieder zu den Turnieren auf Gut Ising in die alte Heimat zu kommen.

Wie häufig sind Sie heute noch bei Ihren Eltern auf dem Gut?

Leider nicht allzu oft, aber zu den Turnieren komme ich eigentlich immer.

In Bayern waren Sie ja zunächst einmal in einem Bundesland zuhause, das für die vielen Lehrgänge und Turniere in Warendorf und Umgebung praktisch „am Ende der Welt“ liegt. Dennoch finden immer mehr Bayern den Weg in den internationalen Spitzensport. Wie hat das in Ihrem Fall so problemlos geklappt?

Ich hatte eigentlich das nötige Quäntchen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Mein Glück war es eben mit der Hilfe von Dietmars Frau Sylvia nach Pfungstadt zu kommen. Aber es gehört natürlich auch viel harte Arbeit dazu.

Was fasziniert Sie gerade am Springen?

Der Nervenkitzel, wenn es über richtig anspruchsvolle Parcours geht, und man dann dabei auch noch richtig schnell gegen die Uhr sein muss. Dafür muss man seine Leistung wirklich auf den Punkt genau bringen.

Was macht für Sie die Faszination Pferd aus?

Pferde sind schon immer ein Teil meines Lebens. Es sind einfach tolle Lebewesen, von denen jedes einzelne wie wir Menschen auch seinen eigenen Charakter hat. Und genau das ist es, was uns unseren Sport so schön und einzigartig macht. Nicht nur die eigene Leistung muss stimmen, sondern man muss mit einem anderen Lebewesen, mit dem man sich nicht einfach so unterhalten kann, an einem Strang ziehen, um erfolgreich zu sein.

Wenn Sie mal nicht im Sattel sitzen, was macht Ihnen dann Spaß?

Gute Frage… Neben dem Reiten bleibt nicht viel Zeit für anderes. Ich treffe mich sehr gerne mit Freunden, und unternehme etwas mit Ihnen. Das kann von einfach nur gemütlich zusammen sitzen über Tischtennis, Fußball spielen, Kart fahren bis zu einer gemeinsamen Flugreise in den Urlaub alles sein.

Wenn Sie auf deine bisherige reiterliche Karriere schauen, gab es für Sie einen schönsten Moment, der Ihnen in Erinnerung bleibt?

Es gibt immer wieder schöne Momente, ganz besonders bleibt es mir in Erinnerung, dass ich mit Don Cesar mit zwei 0 Runden zum Sieg im Nationenpreis von Wellington in Florida beitragen konnte. Und auch als ich mit Colorit zum ersten Mal einen 5* Grand Prix in ’s-Hertogenbosch gewinnen konnte.

Haben Sie Vorbilder in Ihrem Sport? Wenn ja, wen und warum gerade diesen Reiter?

Es gibt sehr viele Reiter, vor allem hier in Deutschland, von denen man sich richtig viel abschauen kann. Ich persönlich sehe sehr gerne Marco Kutscher zu. Er hat einfach eine tolle, ruhige Art mit seinen Pferden umzugehen und ich finde die Präzision und Konzentration, mit der er zu Werke geht, absolut nachahmenswert.

Haben Sie ein Lieblingsturnier?

Es gibt viele schöne Turniere, aber Aachen ist etwas ganz besonderes und auch für mich das beste Turnier der Welt – wie für so viele andere auch.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto?

Ich verfolge kein bestimmtes Motto. Meiner Meinung nach muss man wissen, was man kann und was (noch) nicht, und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn etwas nicht klappt. Misserfolg ist für mich nur ein Ansporn, es das nächste Mal besser zu machen.

Interview: Alexandra Koch