Impressionen der Delegiertenversammlung. (Foto: Brüske)

(Neumünster) Die wohl wichtigste Nachricht der Delegiertenversammlung des Holsteiner Verbandes ist wirtschaftlicher Natur: trotz deutlich gedämpfter Erwartungen durch Inflation und Folgen aus den Corona-Jahren steht der Zuchtverband finanziell auf stabilen Füssen. Und selbst die Tochtergesellschaft Vermarktungs GmbH, der vor wenigen Jahren sogar die Insolvenz drohte, hat trotz der vielen Herausforderungen mittlerweile wieder ein Fundament. Grund dafür sind u.a. die zuletzt erfolgreich verlaufenen Auktionen für Reitpferde und aktuell auch zwei ertragreiche Fohlenauktionen. Und auch die Hengsthaltungs GmbH glänzt trotz einiger “tierischer” Herausforderungen ohne wirtschaftliche Schieflage.

Dr. Maximilian Slawinski, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, formulierte es so: “Im Prinzip können wir sagen Mission erfüllt – nicht mehr und nicht weniger – allen drei Geschäftsführern ist zu gratulieren.” Wohl wissend, dass es angesichts der wirtschaftlichen Lage kaum Anlass zu Jubelstimmung gibt, signalisierte der Vorstand “kleine Brötchen” zu backen. Die Ziel für die Hengsthaltungs GmbH soll es sein, eine “schwarze Null” zu schreiben, von der Vermarktungs GmbH erhofft man sich in Elmshorn ein etwaiges zweistelliges Plus und vom Gesamtverband ein ausgeglichenes operatives Ergebnis.

“Gretchenfrage” Pferdekauf

Pferdehaltung ist kostenintensiv, prompt kamen Nachfragen, denn sowohl Fohlenkäufe wurden bereits getätigt und – so wollte es eine Delegierte genau wissen – ob ein Verkaufs/ Handelsstall in Planung sei? Pferdehandel kann sehr erfolgreich sein oder auch nicht, beides hat man in Elmshorn über Jahrzehnte erfahren. Für den seit 2022 zuständigen Geschäftsführer der Vermarktungs GmbH, Felix Flinzer, keine ganz einfache Aufgabe. “Ich sichere mir Auktionspferde über das ganze Jahr, da ich nicht kurz vor einer Auktion in Zugzwang kommen möchte”, so Flinzer, “aktuell haben wir Pferde zur Probe da, aber keins gekauft. Generell könnte ich auch jederzeit Pferde, die wir hätten verkaufen. Dadurch kann man auch neue Kunden gewinnen, denn jedes Geschäft bringt auch neue Kontakte.” Den Beritt regelt der Geschäftsführer eigenen Worten zufolge mit “eigener Manpower”.

Die ist wohl auch notwendig, denn an Reitern/ Reiterinnen und Ausbildungskapazitäten mangelt es auch der Hengsthaltungs GmbH derzeit. Die gute Nachricht: der verletzte Chefbereiter Jens Klöppel ist wieder zurück im Training, aber sogar Geschäftsführer Sebastian Rohde (Hengsthaltungs GmbH) steigt für das Training der Hengste in den Sattel. Obwohl das wohl kaum in der “Arbeitsplatzbeschreibung” des Geschäftsführers zu finden sein dürfte. Da ist es zwar kein Vorteil, aber zumindest zeitlich eine Erleichterung, dass gleich mehrere Hengste ausgefallen, bzw. erst wieder im Aufbautraining sind. Das ist auch der Grund dafür, dass in den Landeschampionaten nur sehr wenige Hengste der GmbH zu sehen sein werden.

Stand der Dinge…

Die neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) sorgt für wenig Begeisterung auch in der Pferdezucht. Derzeit ist auch für den Holsteiner Verband nicht absehbar, wie die tatsächlichen Auswirkungen auf die Bedeckungszahlen in Zukunft sein werden. Bislang (Stand Juni) ist ein Rückgang der Bedeckungen um 25,5 Prozent zu verzeichnen. Das ist viel, nachdem die Pferdezucht bundesweit erst seit wenigen Jahren aus einer Talsohle raus ist. Die GOT verursacht zudem einen Wettbewerbsnachteil im europäischen Bereich. Die Kosten pro Stute steigen deutlich in die Höhe. Das alles sieht man in Holstein mit wenig Freude und begrüßt grundsätzlich die Initiative zur Überprüfung der GOT, die vom einstigen Verbandsmitglied und Pferdezüchter Jens Thormählen in Niedersachsen angestoßen wurde.

Keine Bewegung ist in der Auseinandersetzung um die Ausbildung von Pferdewirten erkennbar. In die Schlagzeilen geraten war die Hengsthaltungs GmbH wegen der Beurlaubung eines Auszubildenden ca. sechs Monate vor dem Ende der Ausbildungszeit. Reitmeister und Ausbilder Karsten Huck hatte dezidiert Kritik am Umgang mit dem angehenden Pferdewirt geübt. Der erste Vorsitzende des Verbandes, Ulrich Steuber, teilte indes mit, dass man aus datenschutzrechtlichen Gründen keine weiteren Informationen zu diesem Thema geben werde. Sowohl mit der Berufsschule und den dortigen Ausbildern habe man sich abgestimmt. Als enttäuschend wertete der Vorsitzende, dass “im guten Sinn mit Auszubildenen geführte Gespräche gegen uns ausgelegt worden sind”. Die Zurückhaltung könnte allerdngs auch dadurch begründet sein, dass in Elmshorn die Androhung einer einstweiligen Verfügung eintraf, sollte der Verband, bzw. die Hengsthaltung weiterhin behaupten, dass Ausbilder Karsten Huck unrichtige, bzw. unwahre Behauptungen aufstelle.

Vorstandswahlen – Dr. Maximilian Slawinski und Jürgen Schaffner bestätigt

Mit 53 von 92 abgegebenen Stimmen wurde der stellvertretende Vorsitzende Dr. Maximilian Slawinski im Amt bestätigt. Damit setzte er sich gegen den Unternehmer und Züchter Herbert Ulonska durch, der 43,39 Prozent der Stimmen erhielt. Slawinski hatte die Finanzlage des Verbandes erläutert und betonte, das die Stärkung der Holsteiner Pferdezucht für ihn absolute Priorität habe. Mit 84 Ja-Stimmen wurde der erste Beisitzer Jürgen Schaffner so wie auch Slawinski für die kommenden drei Jahre im Amt bestätigt. Schaffner betonte, er wolle sich für den Zusammenhalt in der Züchterschaft und gegen Spaltung einsetzen. Die Verbesserung der Standards in Elmshorn, die Kommunikation nach innen und außen und die positive und bessere Einbindung der Privathengsthaltung hat sich der Beisitzer zudem auf die Fahnen geschrieben. Aufgaben, die eventuell mehr als drei Jahre benötigen…

Compliance-Hinweis: Die Autorin ist Inhaberin der Pegamo Networks GmbH, die u.a. auch für die Unternehmensgruppe von Herbert Ulonska tätig ist.