(Warendorf) In einer digitalisierten Welt hat man ja im Mobiltelefon ganz schnell mal eine Starter- oder Ergebnisliste zur Hand – virtuell versteht sich – und das ist praktisch. Immer vorausgesetzt, die Netzkapazität genügt. Das ist in Warendorf während der Bundeschampionate eine nicht ganz einfache Angelegenheit, denn wenn sich in ländlicher Umgebung plötzlich für fünf Tage die Anzahl der Menschen fast verdoppelt, dann schlagen die Lücken der Digitalisierung in Deutschland erbarmungslos zu. Trotz deutlicher Verbesserungen: manches geht einfach nicht so richtig. “Hörst Du mich?” wird von “Geh woanders hin, ich hör Dich nicht!” abgelöst. Ärgerlich ist, wenn auf gedruckten Listen Abstammungen fehlen – ausgerechnet beim wichtigsten Championat für Nachwuchspferde in Deutschland.
Nun denn – sicher ist, man arbeitet fieberhaft daran, besser zu sein als etwa das Longines Timekeeping, das ja grundsätzlich keine Angaben zum Züchter/ zur Züchterin eines Pferdes macht. Bis dahin muss dann mit kleiner zeitlicher Verzögerung der Blick in die FN-Erfolgsdaten genügen. Die bieten seit dem Relaunch durchaus mehr als früher.
Note oder Fehler/ Zeit?
Kein Bundeschampionat ohne muntere Diskussionen – in diesem Jahr zum Modus bei den sechsjährigen Springpferden. War man bereits in den Vorjahren bei Fehler/ Zeit angelangt, ging es in diesem Jahr in der ersten Qualifikation wieder um Note und dazu die Zeit. Die ist ein begrenzender Faktor, der Schwerpunkt liegt aber klar auf der Note. Im Sport geht es am Ende aber um Fehlerfreiheit und Zeit. “Das ist jetzt eine Rolle rückwärts”, merkte Trainer Tjark Nagel (Friedrichskoog) im Talk am Stand der Hengststation Maas J. Hell an, und war damit keineswegs allein, “es hat nichts damit zu tun, dass ein Pferd, dass fehlerfrei geht und gut springt, nicht dabei sein sollte, aber der Sport ist unheimlich schnell geworden.” Schön und fehlerfrei genüge eben nicht mehr. “ Ich finde es absolut richtig, dass die Pferde vier- und fünfjährig mit Noten beurteilt werden, um den hohen Standard bei der Ausbildung zu halten, aber wenn die sechsjährig sind, muss das auch durch die Zeit geregelt werden”, so Nagel. Mit anderen Worten: Dann will man sehen, wie gut und schnell diese Pferde ihre Fähigkeiten im Parcours abrufen und umsetzen können. Kann man drüber diskutieren – vielleicht gibt es da noch Stellschrauben, die allen Bedürfnissen gerecht werden.
Am Donnerstag im Mittelpunkt: die sieben und acht Jahre alten Pferde. Ein Messenger-Nachkomme aus der Zucht des Gestüts Lewitz aus einer Carthago-Mutter war der Schnellste mit dem Japaner Eiken Sato im Sattel. Nach 67,05 Sekunden stoppte die Uhr. Knapp dahinter Richard Vogel mit Clou von Casall aus einer Lux-Mutter, Besitzer Sport in Vogels Geschäftspartner David Will. Vogel holte sich auch den Sieg bei den acht Jahre alten Pferden mit Munin von Mylord Carthago-ChinChin aus der Zucht von Michael Eitel.