Es ist ein Ärgernis – ein wachsendes. Immer wenn ich sehe, dass Longines Timekeeping Equestrian Start- und Ergebnislisten im World Wide Web bereitstellt, weiß ich auch, dass was fehlen wird. Angaben zu Züchter, bzw. Züchterin eines Pferdes. Nun könnte man in einer Welt, die mehr und mehr digitalisiert ist, auf die verwegene Idee kommen, dass so eine Zuordnung einfach machbar ist, wird allerdings eines Besseren belehrt. Die Information zu den “Schöpfern” eines Pferdes taucht bei internationalen Turnieren immer seltener auf. Der Grund dafür liegt “am anderen Ende” der Nahrungskette.

Es sind eher nicht die Uhrenmacher von Longines (warum auch) und auch nicht die technischen Dienstleister. Also meistens nicht. Das Longines Equestrian Timekeeping wurde übrigens von den wohl klügsten Köpfen in Sachen Pferdesport-IT aufgesetzt, von Jens Feth (Salach) und seinem Team. Wenn allerdings die Daten fehlen, kann auch der “Bill Gates des Pferdesports” nicht viel ausrichten.

Was ist so schwer…

Bei den Longines Timekeeping-Listen sind die Besitzer/innen benannt. Nett auch, dass neuerdings die Grooms genannt werden. Ungut ist, dass Züchter/innen nicht auftauchen. Daran haben viele viel auszusetzen. Ich zum Beispiel. Erstens gehören diese Angaben zu den originären Pferdedaten. Zweitens hätten die Guerdats, Ehnings und Mahers und auch sämtliche Amateure dieser Sportwelt deutlich weniger zu reiten, wenn nicht jedes Jahr weltweit Züchter/innen ihre Stuten decken ließen, obwohl sie wirtschaftlich gesehen am wenigsten davon profitieren dürften. Drittens will mir partout nicht einleuchten, warum ich erst andere websites durchforsten muss, um dahinter zu kommen ob “Der kleine Lord” bei Schulzes in Wanne-Eickel oder ganz woanders das Licht der Welt erblickt hat. Es ist mir auch herzlich egal, ob man das in Frankreich, Italien oder Mexiko genauso sieht, diese Information gehört zum Pferd.

Der Anfang vom Ende aus betrachtet

Mehrere Nachfragen von Kolleginnen förderten erstaunliches zutage: Die der FEI zugehörigen Föderationen handhaben Daten unterschiedlich. Weltweit könnten die Daten aus dem FEI-System in EDV-Anwendungen verknüpft werden. Nur komme lange nicht alles an, was hinein gehört und wenn doch, dann nur durch massiven Druck aus der FEI-Zentrale in Lausanne. Warum sollte stattdessen ein technischer Dienstleister bei jeder internationalen Veranstaltung Pferdedaten aus FEI-Pässen händisch in den Rechner “klöppeln”? Weil bei einzelnen Föderationen keine/r Lust oder Zeit dazu hatte?

Also nochmal nachgefragt: Aus Deutschland etwa werden Pferdedaten zügig und korrekt durch die FN ins FEI-System eingepflegt, ließ ein EDV-Dienstleister wissen, “aber in Italien z.B. schreiben die alles nur in Kleinbuchstaben”. Wieder andere teilen nur rudimentär, vieles sei schlicht unvollständig.

Pflicht, nicht Kür

Was sagt einem das über die nationalen Föderationen in der FEI? In der General Assembly, die mal in Mexiko, Antwerpen oder auch im südafrikanischen Cape Town stattfindet, haben alle FEI-Nationen Sitz und Stimme, ganz unabhängig von der Zahl ihrer zwei- und vierbeinigen Athleten. Das ist grundsätzlich höchst demokratisch. Tatsächlich diskutieren und stimmen alle diese nationalen FN über Themen mit weitreichenden Konsequenzen für den Sport ab. Komplexe Sachverhalte wie etwa das Olympiaformat der Nationenpreise oder die Doping- und Medikation-Rules. Und gleichzeitig gelingt nicht all diesen FN die kontinuierliche Dateneingabe ins FEI-System übers Jahr? Muss man das verstehen?

Die Bedeutung einer Organisation speist sich tatsächlich nicht aus der bloßen Anzahl ihrer Mitglieder, auch wenn die FEI dergleichen ständig suggeriert wegen des Olympiastatus. Wer “more nations” will, muss diese auch für die Basics in die Pflicht nehmen. Man kann nicht einerseits Pferdesport “mitgestalten” und andererseits simple “Hausaufgaben” nicht erledigen. Mitwirken kommt von Wirksamkeit und die erschöpft sich nicht in schönen Bildern im guten Anzug bei Championaten. Ich nörgele also weiterhin, wenn Listen nicht das Minimum an Daten aufweisen. Welche Inkompetenz da im Einzelnen am Werk war, spielt gar keine Rolle. Es könnte einfach nur Ignoranz sein. Martina Brüske