Nina Baltromei schreibt mit Hochkönig Geschichte – Erster Triumph einer Reiterin im IDEE 156. Deutschen Derby

(Hamburg)  Die Galopprennbahn in Hamburg-Horn war am Sonntag Schauplatz von Galopp-Geschichte pur: Im bedeutendsten Rennen hierzulande, dem von Albert Darboven gesponserten IDEE 156. Deutschen Derby (Gruppe I, 650.000 Euro, 2.400 m) triumphierte vor 13.681 Zuschauern dank des dreijährigen Hengstes Hochkönig zum ersten Mal in der Historie mit Nina Baltromei, die am Montag ihren 27. Geburtstag feiert, eine Frau im Rennsattel! Die Tochter des 2012 viel zu früh verstorbenen Trainers Werner Baltromei hatte ihre Karriere als Amateurrennreiterin begonnen, gerade erst eine Ausbildung als Profi angefangen und gewann nun ihr 50. Rennen ausgerechnet im Derby! Frauenpower auf der ganzen Linie, denn mit Yasmin Almenräder (Mülheim) zeichnet eine Trainerin für den Helden von Horn verantwortlich! 

1979 hatte mit Monika Blasczyk erstmals eine Frau im Blauen Band geritten. In einem atemberaubenden Endkampf schaffte Nina Baltromei nun mit dem 19,3:1-Außenseiter Hochkönig, der dem Stall Cloverleaf von Hans Bierkämper und Bernd-Robert Gossens gehört und der aus der Zucht von Rennsportfotograf Marc Rühl und seiner Frau Gabi stammt, noch die kaum mehr für möglich gehaltene Wende gegen den schon in Sicherheit geglaubten Engländer Convergent. Hochkönig ist ein Sohn des im Gestüt Idee von Albert Darboven wirkenden Deckhengstes Polish Vulcano.

Sensationelle Aufholjagd

Unterwegs war lange nicht viel von Hochkönig zu sehen, der an viertletzter Stelle ging, während Delgardo schnell die Spitze übernommen hatte, vor Name Lord, Pompeo Dream, Zuckerhut und Convergent. Auch Lady Charlotte war dichtauf. Auf der Geraden schien Convergent lange den Sieg vor Augen zu haben, doch auf den allerletzten Metern zauberte Nina Baltromei auf Hochkönig und kam nach 2:37,10 Minuten genau rechtzeitig mit einem kurzen Kopf noch vorbei. 390.000 Euro betrug die Siegprämie für Hochkönigs Besitzer. 

Dritter wurde der Außenseiter Lazio vor dem Mitfavoriten Path of Soldier und Enzian, die in totem Rennen Platz vier belegten, vor dem Favoriten Zuckerhut auf Platz sechs. Die hochgehandelte Stute Lady Charlotte wurde Neunte. Leider musste der französische Gast The Sheriff angehalten werden, wurde sofort tierärztlich versorgt und in die Klinik gebracht. „Das Pferd wurde geröntgt. Er hat sich beide Gleichbeine gebrochen. Seine Besitzer sind mit einer Klinik in Chantilly in Verbindung“, hieß es von Seiten des Hamburger Renn-Clubs.

Auf den letzten Metern war es ein hochspannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hochkönig mit Nina Baltromei und dem knapp geschlagenen Convergent mit Clifford Lee. (Foto: galoppfoto.de)
Auf den letzten Metern war es ein hochspannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hochkönig mit Nina Baltromei und dem knapp geschlagenen Convergent mit Clifford Lee. (Foto: galoppfoto.de)

Stimmen:

Nina Baltromei (Reiterin von Hochkönig): „Ich weiß nicht, was ich sagen soll und möchte allen danken. Das ist atemberaubend. So viele haben mich unterstützt. Es hatte sich ein richtiger Fanclub gebildet. Noch habe ich nicht realisiert, dass ich gewonnen habe.“

Yasmin Almenräder (Trainerin von Hochkönig): „Ich habe keine Worte und bin überwältigt von Pferd und Reiterin. Nina hat das heute so unglaublich intelligent gelöst. Es gehört schon viel dazu, das zu schaffen, was sie heute erreicht hat. Hochkönig hat alles, was ein Rennpferd braucht. Mein Dank gilt auch Marc und Gabi Rühl, die ihn gezogen haben. Ich konnte nicht glauben, dass Hochkönig im Ziel vorne war. Zuerst konnte er das Tempo nicht mitgehen, aber Nina hat alles richtig gemacht. Sagenhaft, wie beide am Ende von so weit hinten noch als Sieger ins Ziel gekommen sind. Ich war vorher ganz ruhig und hatte letzte Nacht so gut geschlafen wie nie. Nennungen hat er für den Grossen Preis von Baden und den Preis von Europa, aber wir werden erst schauen, was das Pferd uns sagt.“

Albert Darboven (Derby-Sponsor): „Der Vater des Derbysiegers steht bei mir zu Hause. Mit Hochkönigs Großvater Pik König habe ich 1992 das Derby gewonnen. Das macht heute als Züchter große Freude.“

IDEE 156 Deutsches Derby Hamburg – Hochkönig und Nina Baltromei schreiben Geschichte….
https://www.youtube.com/watch?v=qfcbY-njq5M
(Video: Wettstar.de)

World Pool & Live-Übertragung nach Hong Kong

Das IDEE 156. Deutsches Derby und vier weitere Rennen wurden nach Hong Kong übertragen und waren in dem Wett-Eldorado in Asien zu bewetten. Das Derby war Bestandteil des vom Hong Kong Jockey-Club gemanagten World Pool. Hier werden Wettumsätze in Millionenhöhe und bisher in Deutschland unerreichte Poolgrößen erzielt. Wichtig:  Der Hamburger Renn-Club selbst bot keinen eigenen Pool für diese Rennen an – die Umsätze wurden komplett nach Hong Kong vermittelt! 27 Länder schauten beim Blauen Band zu.

HM Alchahine der Champion bei den Arabischen Vollblütern

Einer der aktuell besten Arabischen Vollblüter ist HM Alchahine aus dem La Teste-Stall von Elisabeth Bernard, der im erstmals in Hamburg ausgetragenen The President of the United Arab Emirates Cup (Listenrennen, 250.000 Euro, 1.600 m) in großer Manier seiner Rolle als 1,6:1-Favorit vor Al Wahrah und Al Zeer gerecht wurde. Siegreiter Cristian Demuro: „Er hatte schon bewiesen, dass er ein Champion der Arabischen Vollblüter ist.“

Deutscher Triumph nach packendem Finale durch Santagada

Natürlich war das Rahmenprogramm am Derby-Tag grandios. Im ersten Grupperennen des Tages, der Japan Racing Association Trophy (Gruppe III, 55.000 Euro, 1.600 m) gab es einen ungemein packenden Endkampf, aus dem die von Peter Schiergen für das Gestüt Park Wiedingen vorbereitete Santagada (3:1) als knappe Gewinnerin gegen die favorisierte Godolphin-Lady Ilda Rosa hervorging.

Erst auf den allerletzten Metern wurde der dritte Gruppe-Coup der dreijährigen Soldier Hollow-Tochter Santagada unter Andrasch Starke perfekt, die sich noch mit einem Hals an der kurz in Sicherheit geglaubten Ilda Rosa vorbeischob.

Blickrichtung Preis der Diana

„Ich bin überrascht, wie stark Santagada auch gegen die älteren Stuten hier aufgelegt war. Ich hätte mir noch mehr Tempo gewünscht, wir waren unterwegs eigentlich zu weit hinten. Wie sie angezogen hat, war toll“, erklärte Andrasch Starke. „Sie war schon in den 1.000 Guineas stark gelaufen. Nun steuern wir den Preis der Diana an“, versicherte Trainer Peter Schiergen. Und Besitzer und Züchter Helmut von Finck meinte: „In den Guineas war der Rennverlauf unglücklich für sie gewesen. Auch heute kam Santagada von weit hinten. Trotz zwei Kilo mehr als Ilda Rosa packte sie noch so groß an. Längere Wege sind von Vorteil.“

Die Französin Ilda Rosa, die dem Scheich Mohammed-Erfolgsstall Godolphin gehört, unterlag in allen Ehren. Sie hatte den Triumph schon vor Augen. „Die Stute lief sehr gut, wir waren nur von einer erstklassigen Konkurrentin geschlagen“, berichtete ihr Jockey Cristian Demuro. Quebec packte als Dritte vor Rennstall Darbovens Koffi Kick noch prächtig an. Im Endkampf war Ilda Rosa in die Spur von Quebec geraten, die Koffi Kick dadurch ins Gehege kam, doch da diese Behinderung wohl keinen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis hatte, beließ es die Rennleitung bei einer Überprüfung.

Kunststück von Nyra

Es war ein ganz besonderes Kunststück, das die von Waldemar Hickst für den in Köln ansässigen und heute dort weilenden Züchter und Besitzer Dr. Christoph Berglar trainierte Nyra (3,7:1), benannt nach der New York Racing Association, im Best Place Immobilien Hamburger Stutenpreis (Gruppe III, 55.000 Euro, 2.200 m) auf den Rasen zauberte. Denn in diesem Highlight landete die Isfahan-Tochter ihren ersten Erfolg überhaupt. Kurz vor der Ziellinie drehte die von Thore Hammer-Hansen bravourös gerittene Favoritin noch das Blatt mit Kopf-Vorteil gegen die an der Spitze nie nachlassende Innora. 

„Eine sehr starke Stute, die noch sehr unreif war und nun im Preis der Diana zu den Mitfavoritinnen gehören sollte“, glaubte Nyras Jockey Thore Hammer-Hansen. „Ihre letzte Form war schon sehr gut, daher musste sie eine erste Chance haben. Sie ist ausgesprochen konstant“, sagte ihr Betreuer Waldemar Hickst.  Innora schien lange gewinnen zu gewinnen. „Sie ist super gelaufen, zumal sie nach ihrem letzten Rennen hatte aussetzen müssen. Wir nehmen nun die Diana in Angriff“, so Trainer Henk Grewe. Deutlicher zurück eroberte Ruby Lips Rang drei gegen Starlight Lips.

Hickst-Festspiele gehen weiter

Die Festspiele von Trainer Waldemar Hickst gingen auch im Hapag-Lloyd-Rennen – BBAG Auktionsrennen (52.000 Euro, 2.200 m) weiter. Ziemlich überraschend kam Gestüt Ittlingens Elano (13,7:1) mit Jockey Leon Wolff zu einem ausgesprochen leichten Sieg vor Nordstar und Luna. „Ich hatte mit einer guten Vorstellung, aber nicht mit einem Erfolg gerechnet, aber Leon hat ihn richtig gut geritten“, erläuterte der Kölner Coach.

Die weite Reise aus Iffezheim sollte sich für Leonello (3,7:1) aus dem Stall von Gordan Batistic so richtig lohnen, denn der Mitfavorit war in einem Ausgleich II über weite 3.200 Meter unter Adrie de Vries von Cabot Cliffs, Deutschlands bestem Hindernispferd, und Almenkönig nicht zu beeindrucken.

Nächster Park Wiedingen-Triumph

Eine makellose Bilanz besitzt weiterhin Gestüt Park Wiedingens Dragon Magic (5,5:1), denn nach dem Debüt-Treffer in Iffezheim schnappte sich der von Yasmin Almenräder in Mülheim vorbereitete Soldier Hollow-Sohn, der einen weiteren Top-Sieg für die Soltauer Zuchtstätte markierte, auch das Rudolf-August Oetker-Gedächtnisrennen – BBAG Auktionsrennen (52.000 Euro, 1.800 m). 

Adrie de Vries schlüpfte bei einem wahren Meisterritt mit dem Co-Favoriten innen durch und verdrängte die Außenseiterinnen Bacarda und Lady Sahara sowie die sehr unglücklich agierende Favoritin Royal Spirit. Die Viererwette bezahlte 6.593:1 Euro.

„Wir hatten trotz der ungünstigen Startbox eine gute Lage hinter der Favoritin. Als innen Platz war, hat er schnell Boden gutgemacht. Natürlich hatten wir auch Glück“, kommentierte Dragon Magics Reiter Adrie de Vries, der sich auch das HKJC World Pool Handicap (Ausgleich III, 18.000 Euro, 1.600 m) mit der Fährhoferin Wacadia (16:1) für Trainer Andreas Wöhler sicherte. Viel Geld gab es im Sparkasse Holstein-Rennen (Ausgleich III, 18.000 Euro, 1.800 m) auch auf Roland Dzubasz‘ Night Empress (27:1).

Die nächste Überraschung war in einem Ausgleich II (22.000 Euro, 2.200 m) fällig, als Sarah Steinbergs Archie (12;3:1) Start-Ziel mit Imaran, Garvey und Lathraea weitere Außenseiter hinter sich ließ. 15.623,9:1 Euro gab es in der Viererwette.

Im abschließenden Ausgleich II (22.000 Euro, 1.600 m) ließ Bohumil Nedorosteks Windfang (7:1) an der Pole-Position vor Velato, Backes und Russian Sochi nichts anbrennen. Nicht getroffen wurde die Viererwette.

Umgerechnet 15.044.747 Euro wurden in den fünf Rennen des World Pools auf Hamburg gewettet. Der deutsche Wettumsatz in den zwölf Prüfungen am Derby-Tag betrug 1.575.259,56 Euro.

Nächster Renntag bereits am Montag

Fortgesetzt wird das IDEE Derby-Meeting bereits am morgigen Montag, 07. Juli. An diesem Tag steht eine Matinee mit fünf Rennen an, der erste Start erfolgt um 11:38 Uhr.

Überglücklich und stolz auf Hochkönig - Nina Baltromei hat mit dem dreijährigen Hengst von Polish Vulcano Geschichte geschrieben und als erste Frau überhaupt das Derby gewonnen - es war das IDEE 156. Deutsche Derby in Hamburg-Horn. (Foto: galoppfoto.de)
Überglücklich und stolz auf Hochkönig – Nina Baltromei hat mit dem dreijährigen Hengst von Polish Vulcano Geschichte geschrieben und als erste Frau überhaupt das Derby gewonnen – es war das IDEE 156. Deutsche Derby in Hamburg-Horn. (Foto: galoppfoto.de)

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