Neues Magazin und konstruktiver Journalismus

(Foto: Kconcha)
Pünktlich vor dem Deutschen Spring- und Dressur-Derby erschien das Ergebnis des Relaunch von St. Georg, Reiter Revue und Mein Pferd. Es heißt Hooforia und will auch anders sein…

Sie machen was richtig bei Jahr-Media: Wer reinschnuppert in den Online-Auftritt der brandneuen Marke Hooforia, die aus St. Georg, Reiter Revue und Mein Pferd hervorgegangen ist, und zum Beispiel auf “Pferde und Menschen” klickt, gelangt zu einer ganzen Reihe von Möglichkeiten: Portrait, Interview, Reportage oder z.B.auch Herzenspferd.  Vorausgesetzt man nutzt das Digital-Abo, wahlweise als Wochenpass, Monats- oder Jahresabo, bzw. als Premiumabo. Natürlich kosten Inhalte Geld. Das Gesamtprodukt wird auch die üblichen “Hürden” nehmen müssen: 1. die der Aufmerksamkeitsökonomie – also des Wettbewerbs um unsere Augen und Ohren und der ist hart. 2. wird “Internet” immer noch gern mit “umsonst” verknüpft. Wenn Qualität einen Preis hat, wird durchaus „beleidigt mit Sandförmchen geschmissen”….

(Grafik: Linforth)

“Neu denken”

Sich anders oder neu aufzustellen in der Verlagsbranche ist angesichts vieler Herausforderungen wirklich nicht die schlechteste Idee. Antreiber dafür war und ist u.a. Ardalan Sheikholeslami gemeinsam mit Verlegerin Alexandra Jahr, man teilt sich die Geschäftsführung seit der Vorstellung Sheikholeslamis im September 2018. Die entscheidende Frage für die Akzeptanz des neuen Produkts Hooforia sind Inhalte und das Ziel und die Akzeptanz bei Nutzer/Nutzerinnen und Werbetreibenden – ganz einfach. Schließlich geht es am Ende um Marktanteile. Darum, ein Qualitäts-Produkt zu verkaufen und die Existenz zu sichern. Welche Ideen und Angebote tragen? Wieviel hat #doitride damit zu tun? 

Die Ankündigung: “..eine Marke, die nicht nur ein Logo ist, sondern ein Versprechen – für konstruktiven Journalismus, für echtes Tierwohl und für eine Community, die sich traut, neu zu denken”. Von Haltung wird gesprochen. Nun: zumindest der Haltung, für die der St. Georg stand – Chefredakteur Jan Tönjes, Redakteurin Dominique Wehrmann – ist gekündigt worden, bzw. sie ist in den Ruhestand (Gabriele Pochhammer) gegangen. Die Folgen wurden online schon im Januar 2025 enttäuschend sichtbar. Ob das neue Konstrukt “Reibungsflächen” schaffen kann, die für Interesse, Gesprächsstoff, Diskussion sorgten, muss die Zukunft zeigen. Und diese Zeit sollten auch Skeptiker/innen Hooforia geben.

Print hat – in allen Bereichen – enorm an Auflage eingebüßt. Dem erfolgreichen Click-Baiting anderer medialer Erscheinungsformen im Online-Bereich laufen auch große Verlage zudem immer noch hinterher. Algorithmen – und die sind entscheidend bei der Messung von Erfolg und Reichweite online – sind „erbarmungslos“. 

Konstruktiver Journalismus: Alter Kaffee im neuen Sack?  

Es gibt substantielle Erklärungen und Stimmen, aber auch Satzfragmente, Begriffe  im Making Of-Video auf der website, die Skepsis begründen. Wenn die Frage aufgeworfen wird, ob “ein Verlag auch mehr Agentur sein muss”, dass ein Ansatz ist “Brücken zu bauen” oder ob man “daraus eine Kampagne machen muss”. Kampagnen? Im Journalismus? Nun ja. Die Gefahr des Distanzverlustes ist schon doitride immanent gewesen.

Konstruktiven Journalismus haben sich die Macher/innen aus Redaktion, Vertrieb, Produktion, Agentur, Geschäftsführung bei Jahr Media auf die Fahnen geschrieben. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem skandinavischen Raum und beinhaltet im Kern die Forderung, nicht nur nachrichtlich Probleme darzustellen und zu formulieren, sondern auch Lösungsmöglichkeiten zu benennen, also in die Berichterstattung einzubeziehen:  “…eine ansprechende Erzählung zu schaffen, die sachlich korrekt ist, ohne Zahlen oder Realitäten zu übertreiben.”

(Grafik/Art: Kukanauskas)

Tatsächlich ist das nicht so ganz neu: den Spiegel TV Themenabend gab es schon vor 15 Jahren – monothematisch, gut zweistündig und immer ein Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtend. Es war Rudolf Augstein, von dem der Satz stammt „Sagen, was ist“. Dass schließt weiterführende Berichterstattung durchaus ein. Im Printbereich sind Serien und Reihen zu finden, die Herausforderungen nicht nur darstellen, sondern auch Ideen und Lösungsmodelle aufgreifen und vorstellen in den journalistische Formen, Gattungen, Genres, die zum Handwerkszeug von Journalisten gehören. Manchmal vermischen diese sich auch, Gratwanderungen inklusive.  Lesen muss man immer noch selbst (wollen) und manchmal hapert es ja daran.

Die Fokussierung auf lösungsbasierter, anstelle von konfliktbasierter Berichterstattung nutzt Erkenntnisse der positiven Psychologie und appeliert an die Verantwortung des Journalismus. Das haben auch Marketingexperten längst erkannt, denn “Hoffnungsvolles” kann strategisch eingesetzt werden, um Reichweite und Einfluss zu erhöhen, etwa durch Storytelling, Distribution, Community-Building oder Kampagnen. Das wird man bei Jahr Media wohl wissen und dann die Balance halten können. Niemand hat behauptet, dass das einfach ist.

Quellenverweise:

Marken und Medien https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-06934-6#page=408

Wie wirkt Konstruktiver Journalismus? https://journalistik.online/ausgabe-012018/wie-wirkt-konstruktiver-journalismus/

Lösungen, Perspektiven, Dialog (Grimme Institut) https://www.grimme-akademie.de/fileadmin/Grimme_Nutzer_Dateien/Institut/Dokumente/Studie_Lo__sungen_Perspektiven_Dialog.pdf

Journalismus und Psychologie: https://www.bonn-institute.org/news/psychologie-und-journalismus

Unruhe bei Jahr Top Special (2020) https://www.wuv.de/Archiv/Das-%22Persische-L%C3%B6wenherz%22-mischt-einen-Verlag-auf

Bildquellen

  • magazine_Kconchajpg: Kconcha
  • Zeitungsleser_Kukanauskas: Kukanauskas
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