In dieser Dichte gelingt das auch nicht immer: Das Deutsche Spring- und Dressur-Derby in Hamburg hat einen sonnigen Samstag mit Top-Sport und überaus prominenten Siegern und Siegerinnen erlebt. Rolf-Göran Bengtsson (SWE), Christian Ahlmann und die Frau mit den acht olympischen Goldmedaillen, Isabell Werth, bestimmten die Schlagzeilen aus Hamburg. Ahlmann gewann zum dritten Mal den Großen Preis von Hamburg, zuvor hatte der Schwede Rolf-Göran Bengtsson mit Caillan – immerhin einst Weltmeister der 7-jährigen Springpferde – den Großen Preis der 4*-Tour gewonnen. Und im Dressurstadion holte sich Isabell Werth mit Special Blend den Sieg im Grand Prix Special.

Fülle in Hamburgs Derby-Park – ob es nun ein paar mehr oder weniger waren als letztes Jahr, spielt gar keine Rolle – zumal nicht grundlos bei Zahlen immer der Zusatz “nach Veranstalterangaben” verwendet wird. Ob die Zahlen tatsächlich der Wahrheit nahe kommen, kann außer dem Veranstalter nämlich niemand sagen. Im Dressurstadion herrschte großer Andrang spätestens ab 11.15 Uhr – Grand Prix Special. Den hat sich vor rappelvollen Rängen Mannschafts-Olympiasiegerin Isabell Werth mit dem Oldenburger Wallach Special Blend gesichert. Was am Donnerstag noch nicht so gut gelingen wollte, kam am Samstag gut zum Tragen und was Hamburgs Publikum sah, war ein reell an den Hilfen stehendes Pferd – mit zehn Jahren durchaus noch jung – schwungvoll, nicht überkandidelt und auf seine “Pilotin” konzentriert. Und die weiß ja immer sehr gut, wo und wann weniger mehr ist oder auch mal Unterstützung erforderlich. Da wird eine Piaffe auch mal ein ganz bisschen nach vorn angelegt oder Überschwang sachte ausgebremst. Hinter Werth folgte Ingrid Klimke mit dem großen Veyron NRW und dann kam auch schon “Fabi” Fabienne Müller-Lütkemeier mit der 14-jährigen Westfalen-Stute Valencia As.

Spaß gehabt – Christian Ahlmann
Selfie mit Pflegerin und Hengst auf dem Abreiteplatz, Grinsen im Gesicht, so ist Christian Ahlmann auch nicht überall zu sehen. Der 50 Jahre alte Springreiter aus Marl führte am Ende des Longines Grand Prix in Hamburg ein überaus prominentes Trio auf dem Podium an. Mit dem zehn Jahre alten Zangersheider Hengst Dourkhan Hero Z gewann Ahmann den mit 250.000 Euro dotierten Großen Preis vor dem Olympiasiegerpaar Christian Kukuk mit Checker und dem Mannschafts-Olympiasieger von Tokio, Peder Fredricson aus Schweden und SV Vroom de la Pomme Z. Der ist erst elf, also satte acht Jahre jünger als Catch Me Not S, den Fredricson vor wenigen Tagen aus dem Sport verabschiedete. Der Schimmel gesellt sich nun langsam zur “Rentnergang” in Grevlunda bei Fredricson.
“Ich habe es tatsächlich sehr genossen“, bestätigte Christian Ahlmann. „Ich habe mich die vergangenen ein, zwei Jahre ein bisschen im Mittelfeld herumgetrieben, hatte davor aber auch eine extrem gute Zeit mit Baloubet, Codex und Dominator. Aber das sind absolute Ausnahme-Pferde, die man nicht alle Tage hat.“ Mit Dourkhan Hero Z habe er sehr große Hoffnung, dass er in diese großen Fußstapfen treten könne. „Er hat hier heute eine absolute Glanzleistung erbracht.“ Für Ahlmann war es der dritte Sieg im GP und eigentlich hatte er nach Kukuks Runde mit Checker gedacht “die Sache ist gelaufen”. Das sah der Olympiasieger anders, denn er selbst habe es Checker anfangs etwas schwer gemacht. Dann noch ein Stolperer, der den Rythmus unterbrach: „Im Gesamtpaket war es wenig perfekt, deswegen bin ich ehrlich gesagt, umso glücklicher, noch Zweiter geworden zu sein.“
Ebensfalls unter den Top-Ten in Hamburg: Laura Klaphake mit dem neunjährigen Quizano VDL auf Platz fünf und direkt dahinter Rene Dittmer mit Corisca X. Und auf den Plätzen acht bis zehn Jana Wargers und ihre Dorette, Clara Blau und Paul, sowie Stefan Engbers und Baju NRW. Ein gutes Ergebnis für den deutschen Springsport.

Schwede mit Holsteiner in Hamburg vorn
Ein schwedisch-norddeutscher Sieg hatte den Tag der Großen Preise eröffnet: Im CSI4* glänzte einmal mehr der in Schleswig-Holstein lebende Schwede Rolf-Göran Bengtsson mit dem Holsteiner Caillan. Der inzwischen zehn Jahre alte Wallach aus der Zucht und dem Besitz von Gerd Ohlsen war siebenjährig Weltmeister der Jungen Springpferde und hat längst die große Bühne erreicht. Ohne Schnick-Schnack und Schnörkel sauste Caillan mit Bengtsson durch das Stechen und die Uhr blieb nach 38,21 Sekunden stehen. Well done wieder einmal. Einen guten Eindruck hinterließ auch der beste Deutsche in diesem Großen Preis: Max-Hilmar Borchert mit der Stute DSP Catherina H. Die Brandenburger Chacco-Blue-Tochter aus der Zucht des Gestüts Horstfelde und ihr Besitzer und Reiter wurden Dritte.
Bildquellen
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