
Zum zweiten Mal waren die deutschen Para-Dressurreiter zu Gast in der Soers. Im Rahmen des nationalen CHIO Aachen CAMPUS Dressurturnier standen auch in diesem Jahr wieder Para-Prüfungen auf dem Programm. Als Siegerin an allen drei Tagen ging dabei Heidemarie Dresing (Wiedenbrück) mit Poesie hervor.
Der Start im Aachener Dressurstadion war für den deutschen Para-Dressursport zugleich ein Probelauf für die 2026 in der Soers ausgetragenen Weltmeisterschaften. So standen auch in diesem Jahr die internationalen Aufgaben – Team- und Einzelaufgabe und Kür – auf dem Programm. Dabei absolvierte jeder die dem jeweiligen Behinderten-Grade entsprechende Aufgabe, die Platzierung erfolgte Grade übergreifend. „Im Rahmen des Turniers haben wir natürlich viel über das kommende Jahr gesprochen, die speziellen Anforderungen, die der Para-Sport mit sich bringt und geplante Umbaumaßnahmen. Das gesamte CHIO-Campus-Team ist wirklich hoch motiviert, das Gelände barrierefrei zu gestalten und es den Aktiven so einfach und angenehm wie zu möglich zu machen. Ich bin sicher, das wird eine im kommenden Jahr eine ganz tolle Veranstaltung und wir freuen uns schon riesig, dabei sein dürfen und Teil der CHIO-Familie zu sein.“
In diesem Jahr setzte sich ab Tag eins Heidemarie Dresing (Grade II) an die Spitze. Die zweifache Bronzemedaillengewinnerin von Paris trat in Aachen allerdings nicht mit ihrem Paralympics-Pferd Horse24Dooloop an, sondern mit der zehnjährigen Oldenburger Fürstenball-Tochter Poesie. Das Paar begann mit 73,68 Prozent, konnte sich von Prüfung zu Prüfung steigern und setzte sich in der abschließenden Kür mit 79,23 Prozent deutlich vom übrigen Starterfeld ab. „Man merkt, dass die beiden über Winter fleißig waren, noch mehr zusammengefunden haben und überhaupt einen sehr guten Draht zueinander haben. Dazu kommt, dass die Bewegungen der Stute zwar groß und raumgreifend sind, gleichzeitig aber weich und elastisch und die Heidemarie daher noch besser sitzen lassen als Dooloop“, sagte Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer.
Dem Spitzenpaar am dichtesten auf den Fersen waren an den ersten beiden Tagen Paralympics-Reservistin Melanie Wienandt (Grade III, Osnabrück) mit dem zwölfjährigen Hannoveraner Lemony’s Loverboy sowie Dresings Teamkollegin Regine Mispelkamp (Geldern) mit ihren Zweitpferden Pramwaldshof’s Bayala und Venecio P. In der Kür ging Mispelkamp allerdings nicht an den Start. Sie nahm am Samstagabend an der Gala des Deutschen Behindertensportverbandes in Bonn teil – das deutsche Para-Dressurteam wurde dort mit Platz drei bei der Sportlerwahl ausgezeichnet – , zudem bahnte sich eine Erkältung an. In der Kür am Sonntag war es dann Melanie Wienand, die mit 74,16 Prozent Platz zwei belegte. „Auch hier konnten wir das Ergebnis einer tollen Winterarbeit sehen. Auch die Zusammenarbeit mit ihrer neuen Trainerin Hanna Augustin macht sich positiv bemerkbar“, so Fütterer-Sommer.
Mit dem dritten Platz in der Kür machte ein bislang noch weniger bekanntes Gesicht der Para-Dressurszene auf sich aufmerksam. Die 26-jährige Dortmunder Medizinstudentin Helene Schildhauer, die aufgrund einer Autoimmunerkrankung Lähmungserscheinungen in den Beinen hat, verließ mit dem Vitalis-Sohn Vulkan Vegas IB mit 73,82 Prozent das Viereck. „Hierbei handelt es sich um eine ganz junge, sehr vielversprechende Kombination. Die beiden sind noch nicht lange zusammen, Aachen war ihr erstes gemeinsames Turnier. Dabei haben sie sich in dem großen Stadion sehr gut geschlagen. Natürlich fehlt es noch an Routine und Erfahrung, aber die Grundqualität der beiden lässt für die Zukunft hoffen“, so die Einschätzung der Bundestrainerin.
Auf Platz vier der Kür landeten Gianna Regenbrecht (Grade II, Warendorf) und Tomorrowland mit 73,15 Prozent .„Auch sie sind über Winter weiter zusammengewachsen und haben drei souveräne Runden gezeigt. Einmal ist allerdings ihr Sicherheitsbügel aufgegangen, was für etwas Verunsicherung gesorgt hat. Generell sind die beiden aber auf einem guten Weg, vor allem, wenn sie sich jetzt noch etwas mehr trauen und damit etwas mehr Ausdruck in die Vorstellung kommt“, so Fütterer-Sommer.
Etwas Zeit braucht auch Martina Benzinger (Grade I, Rudolstadt), die nach dem Verlust ihres Championatspferdes Nautika, mit Sir de Cour wieder ein neues Pferd gefunden hat und mit ihm in Aachen ihr drittes gemeinsame Turnier bestritt. In der Kür wurden die beiden mit 72,02 Prozent Sechste hinter Steffen Zeibig (Arnsdorf) mit Patamon (72,2 Prozent). „Das war insgesamt eine ordentliche Leistung. Gerade in den unteren Grades dauert es aber einfach seine Zeit, bis ein Paar zusammenwächst. Mit ihrer Stute hat es auch einige Jahre gedauert, bis sie und Martina am Ende auf einem Top-Championatsniveau waren“, so die Bundestrainerin. fn-press/Hb
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