Der Begriff hat Reizwortcharakter, aber der Inhalt nicht: “Nachhaltigkeit ist ein Konzept, das beschreibt, wie wir heute leben sollten, damit auch zukünftige Generationen gut leben können. Es geht darum, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen einzuschränken.” So wird Nachhaltigkeit definiert, nicht mehr und nicht weniger. Wie es gehen könnte, welche Ideen es gibt, damit hat sich auch die DRV GmbH, die Deutsche Reitsport-Vermarktungs GmbH beschäftigt – nicht zum ersten Mal, aber mit stetig wachsendem Interesse.

Aus gutem Grund, denn Turnierveranstaltungen erzeugen vieles, eben nicht nur Begeisterung. Müll und dessen Reduzierung, Bodenverdichtung, An- und Abreise von Teilnehmenden und Besucher/innen, Energie- und Wasserverbrauch, Auf- und Abbau unter Energieverbrauch, Nutzung von natürlichen Ressourcen… die Liste kann richtig lang werden. In der DRV sind Veranstalter/innen zusammengeschlossen, deren zentrales Anliegen eigentlich Vermarktung (Bewegtbild) ist. Aber wie das so ist – die Zeit geht nicht spurlos an Organisationen vorbei, also verschrieb man sich in einer Arbeitsgruppe (Vivien Lübbe/ Agravis, Dorothee Hahn/ Horses & Dreams, Rainer Stegemann/ RV Münster) dem sammeln von bereits existenten Maßnahmen, Ideen und Austausch.
Was gehört dazu und was ginge „anders“
Wiederverwendbarkeit von Rohstoffen und Arbeitsmitteln, Nutzung statt Entsorgung, Kombination von ÖPNV-Tickets mit Turniertickets, Stromgeneratoren ohne Diesel, Elektromobilität, Nutzung erneuerbarer Energien… Dafür machte sich der Arbeitskreis schlau – untereinander “Was wird wo bereits umgesetzt” und auch in anderen Branchen (FC Schalke 04/ IHK Nord Westfalen, Netzwerk Nachhaltige Wirtschaft). Klar ist, dass Nachhaltigkeit schon in der Planungsphase beginnt, beispielsweise mit der simpelsten Frage: Wohin mit dem am Turniergelände anfallenden Pferdemist? Kann der verkauft werden? Ja und nein, es hängt z.B. von der Biogasanlage ab (Trockenvergärung).
Was ist mit dem Reitboden? Ein Punkt, der in der Hallensaison deutlich höhere Priorität besitzt, als bei Outdoor-Veranstaltungen. Und: Versorgung mit Lebensmitteln – sei es nun beim ViP-Catering oder im öffentlichen Bereich, allerdings birgt die Planung genauso viele Chancen. Also z.B. Caterer/ Aussteller aus der Region zu finden, bzw. auch Absprachen zu entwickeln. Stichwort: Regionale Produkte, Zulieferer aus der Region zur Verkürzung von Anfahrtswegen, Catering auf einen Abfallrohstoff reduzieren, Energiereduzierung für die Herstellung vor Ort, bzw. Nutzung alternativer Energien.
Und manchmal scheitern Ideen auch an Regeln: Von dem Gedanken, Essen zu spenden – z:B. aus dem VIP-Bereich mußten sich willige Veranstalter auch wieder verabschieden, denn die Hygieneregeln erlauben das nicht.

Die Sache mit der Umsetzbarkeit…
Zu den wesentlichen Erkenntnissen des Arbeitskreises gehören zwei: Erstens: Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft und zweitens: Es kann nur sehr gut funktionieren, wenn möglichst viele vor Ort “mitmachen”. Anders formuliert: Es hängt vom Menschen selbst ab und der Bereitschaft, sich anzupassen. Dafür ist eine enge Vernetzung und Absprache, z.B. zwischen Organisation, Ausstellern, Dienstleistern und auch Kommunen notwendig. Und Geduld: Wer als ViP-Gast oder durch ein Handicap eingeschränkt zum Turnier will, hat in der Vergangenheit vielleicht nicht das größte Vertrauen in den ÖPNV entwickelt.
Das Balve Optimum hat den Green Circle “erfunden”, der sowohl Nutzern, als auch Unternehmen Plattform und vor Ort auch praktische Anwendung bieten kann. Mannheims Turniermacher macht sich stark dafür, das ÖPNV-Netz für die Besuchsanreise zu nutzen und das gilt auch für Hamburg. In eher ländlichen Regionen bleibt dieser Gedanke eindeutig ein Wunsch – die sind einfach völlig unzureichend versorgt, bzw. erschlossen. Aber: Notwendiger Fahrdienst könnte mit Elektrofahrzeugen, statt konventionellen Antrieben erfolgen, nachhaltiges “shutteln” darf individuelle Anreisen reduzieren.
Dem Mehrwegbecher wird vielerorts bereits der Vorzug vor Pappe oder Plastik gegeben und sogar die Turnierschleife geriet in den Fokus des Arbeitskreises – die kann wiederverwendbar produziert sein und wer die nicht sammelt, kann sie nach der Siegerehrung abgeben, damit sie für kommende Events verwendet werden kann. Das Sammeln von guten Ideen hat erst begonnen – ein Ende ist noch gar nicht absehbar. Die Aufgabe bleibt und bietet bei allen Herausforderungen auch Vorzüge für Turnierveranstalter: Tue Gutes und spreche darüber. Imagegewinn hat noch nie geschadet.

Bildquellen
- Zug_Mannheim_ÖPNV_planet_fox: planet fox
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