Falsterbo Horse Show reagiert auf Protest – Trennung von Hauptsponsor Al Shira`aa

Das Derby im schwedischen Falsterbo – Al Shiraàa und die Organisatoren haben die Partnerschaft wieder beendet. (Foto: Falsterbo Horse Show)
Wieder aufgelöst: Falsterbo Horse Show und Al Shira`aa (UAE) beenden Sponsorship nach heftigen Protesten und teils perönlichen Drohungen wieder. „Sportwashing“ werfen Kritiker/innen den Veranstaltern und der Sponsorin vor.

Partnerschaft beendet – die Falsterbo Horse Show und die Al Shira`aa Stables, Sponsor des schwedischen Turniers – haben ihre Partnerschaft wieder beendet. Massive Proteste gegen das Engagement des Unternehmens aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) und –  so melden es die Falsterbo-Veranstalter – sogar Drohungen gegen Organisationschefin Jana Wannius, ihre Mitarbeiter/innen und gegen Al Shira`aa-Chefin Sheika Fatima bint Hazza bint Zayed Al Nahyan haben beide Partner dazu bewogen, das Sponsorship zu beenden. Ein Sieg der Kritiker. Aber was für einer?

Das Derby im schwedischen Falsterbo – Al Shiraàa und die Organisatoren haben die Partnerschaft wieder beendet. (Foto: Falsterbo Horse Show)

Der Vorwurf lautet “Sportwashing”. Das bezeichnet Bestrebungen, das Ansehen eines Landes durch Sportveranstaltungen und deren positive Reputation in den Medien zu verbessern durch finanzielles Engagement, die Schaffung von positiven Assoziationen. Kurz und gut ein positives Image. Besonders kritisch wird das im Zusammenhang mit Ländern/ Unternehmen mit fragiler gesellschaftlicher oder politischer Ausrichtung, kritisch bewerteten Produkten oder der Menschenrechtssituation beurteilt. Die Vereinigten Arabischen Emirate, obwohl als moderner angesehen als z.B. Katar oder Saudi-Arabien, sind kaum das Musterland für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechtsachtung, so wie man es in West-Europa versteht.

“Als Teil von Al Shira’aa’s Engagement unter anderem mit den Derby-Veranstaltungen in Hamburg und Hickstead, dachten wir, diese klassischen und historischen Wettbewerbe gemeinsam aufzuwerten,” so Wannius. Man habe damit die Möglichkeiten erhalten, in die Anlage zu investieren, was allen zugute komme und den einzigartigen Charakter der Wettbewerbe zu erhalten. In Schweden sahen das Teile der Öffentlichkeit deutlich anders und artikulierten diesen Protest. Das persönliche Drohungen gegen Menschen ein No-Go sind, versteht sich von selbst. Am 25. Februar 2025 konnte die Falsterbo Horse Show Rolex als offiziellen Zeitmesser und Sponsor des Großen Preises verkünden. Der Tierversicherer Agria zählt zu den Falsterbo-Sponsoren ebenso wie der schwedische Zoofachhandel Arkenzoo. 

Die Gründerin der Al Shira`aa Stables in den UAE und Großbritannien ist die älteste Tochter von Scheich Hazza bin Zayed bin Sultan Al Nahyan, dem stellvertretenden Herrscher des größten UAE-Emirats, Abu Dhabi. Die Al Shira`aa Stables sind in den UAE und in Großbritannien angesiedelt. Der britische Springreiter William Funnell fungiert als Team- und Equipenchef des UAE-Springsports, in den englischen Ställen haben Duncan Inglis und Joe Hennessey leitende Funktionen.

Sportwashing und Sponsorship

Manchmal klappt es, manchmal nicht so gut. Die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar hat das Image des Emirats am persischen Golf im Rest der Welt nicht nur “befördert”. Warum der Fussball-Weltverband FIFA die WM an Katar vergab, muss man nicht erklären – Finanzkraft ist DAS Kriterium in der FIFA. Die Weltcup-Finals Springen und Dressur 2024 im saudi-arabischen Riad haben nicht ganz so große Schlagzeilen erzeugt, allerdings auch Diskussionen, ja sogar einige Medien-Boykotte ausgelöst, waren aber eher Thema in der “Pferdesportblase” der sozialen Medien.

Sportwashing wird diskutiert, wenn sich insbesondere Länder mit unzureichender Menschenrechtssituation oder mit autokratischen Regierungsformen engagieren. Oder auch, wenn Unternehmen wie z.B. Waffenhersteller in Sportsponsoring investieren. Egal wer oder was: Sponsoring dient immer dem Image, der Erhöhung des Bekanntheitsgrades und auch der Schaffung von Kontakten und Netzwerk für unternehmerische Zwecke. Davon profitieren große Events, die nicht veranstaltet werden, weil die Macher/innen zu viel Geld übrig haben. Auch Aachen hat sich nicht um Weltmeisterschaften 2026 beworben, weil eine WM das “Hobby” des ALRV oder des IOC-Mitglied Michael Mronz ist. 

Hat das Folgen?

Eine spannende Frage ist, wie sich das kritische Bewußtsein für Sportwashing in eine andere Richtung auswirken könnte, also z.B. auch für den Handel mit Pferden und Know-How-Transfer. Gerät jetzt z.B. William Funnell als Cheftrainer in den Al Shira`aa Stables und für das UAE-Team auch in die Kritik? Werden Pferdeverkäufe in bestimmte Länder “in der Luft zerrissen”? Als z.B. die saudische Equipe 2012 bei den Olympischen Spielen in London nach der ersten Runde der Mannschaftswertung in Führung lag, wurde auf den Tribünen vereinzelt laut gemosert: “mit Geld kauft man Medaillen”. Europäische Pferde und Know-How für achtbares Geld veräußern und zu glauben, dass die Käufer dann “irgendwie hinterherreiten” ist naiv – um kein anderes Wort zu gebrauchen. Das Bewusstsein dafür, wer was aus welchen Motiven heraus fördert und sponsert, warum investiert wird, ohne gesellschaftliche Problemstellungen dabei komplett zu ignorieren, könnte schon helfen. Meistens auch, bevor ein Vertrag abgeschlossen wird. Martina Brüske

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