Blue Hors: dänisches Top-Gestüt zieht seine Pferde  aus Dressur-Wettbewerben zurück 

Das angesehene dänische Gestüt Blue Hors hat am 11. März bekannt gegeben, seine Pferde für einen Zeitraum von zunächst drei Monaten aus Dressurprüfungen zurück zu ziehen. „Wir glauben, dass Pferdesport und Pferdewohl untrennbar miteinander verbunden sind – und dass das Wohl der Pferde immer oberste Priorität haben muss“, ließ Blue Hors in einer Erklärung via Instagram verlauten. Die Entscheidung steht im Kontext der neuen Strategie des Dänischen Reiterverbands “Sammen om hestevelfærd” [Red.: Gemeinsam für das Tierwohl], die sich unter anderem für klarere, ethische Richtlinien und eine Reform der Bewertungskriterien einsetzt.”

Quo vadis Dressursport? Die Don Schufro-Statue auf dem dänischen Gestüt Blue Hors. (Foto: Tauchnitz)

Skandale wie die durch eine Doku bei TV2 gehandhabte Ausbildungspraxis im Stall von Andreas Helgstrand, die wegen Schlägen auf`s Pferd gesperrte Reiterin Carina Cassoe Krüth und auch um das Gestüt Viegaard (John Byrialsen) sorgen seit rund zwei Jahren für heftige Auseinandersetzungen und große Schlagzeilen nicht nur in Dänemark. Längst – so beobachten es etliche Reiter/innen – führt das dazu, dass die Wahrnehmung des Sports die Öffentlichkeit sehr tief spaltet. Schlechte Schlagzeilen –  das reicht bis in dänische Ministerien und Ideen wie ein Kandarenverbot. Was “richtig” und was “falsch” sein könnte oder ist, wird auf Social Media Plattformen und in etlichen Medienberichten hitzig, interessengetrieben und oft auch ohne Kenntnis von Pferden diskutiert. Also nicht anders als in Deutschland oder den Niederlanden, aber noch erbitterter.

Pause für Skodborg Merrald und die Vierbeiner

 “Der dänische Dressursport durchläuft  eine Zeit des Wandels, mit Debatten über das Wohlergehen von Pferden, Ausbildungsmethoden und Tierethik. Wir nehmen diese Entwicklung sehr ernst und glauben, dass sie für die Zukunft des Sports entscheidend ist,” unterstreicht Blue Hors im Statement weiter. Und setzt daher auf einen Turnierstopp bis zu zufriedenstellenden Lösungen und Regeln. In der Konsequenz führt das dazu, dass Dänemarks Olympia-Zweite (Team), Nanna Skodborg Merrald, mit den Blue Hors-Pferden nicht bei nationalen und internationalen Veranstaltungen starten wird.  

“Solange Unklarheit über den ethischen Einsatz von Pferden in unserem Sport besteht, haben wir beschlossen, die Teilnahme von Blue Hors an Dressurwettbewerben vorübergehend zu pausieren. Wir sind der Meinung, dass der Dressursport und das Wohlergehen der Pferde Hand in Hand gehen sollten, wobei das Wohlergehen der Pferde immer an erster Stelle steht. Die Pause wird zunächst drei Monate dauern. Danach werden wir prüfen, ob ein größeres gemeinsames Verständnis für die Pferdeethik und die Richtlinien des Sports erreicht wurde”, so der weitere Wortlaut der Blue Hors-Erklärung. Der Tag der offenen Tür am 29. März wird wie geplant stattfinden.

Nanna Skodborg Merrald und Blue Hors Zepter 2023 in Aachen. (© www.sportfotos-lafrentz.de/Sharon Vandeput)

Strategie der Kritiker wirkt empfindlich

Ganz zufällig dürfte diese Entscheidung nicht gefallen sein. Die dänische Boulevardzeitung Ekstra Bladet – die neben der B.T. das Pendant zur deutschen Bild-Zeitung ist – hatte am 28. Februar 2025 über Beschwerden beim Weltverband FEI gegen die Turniervorstellungen der Dänin und ihrer Kollegen/ Kolleginnen bei den VR Classics in Neumünster und beim Weltcup-Turnier in Amsterdam berichtet. 

Dazu werden in einem Extra-Kasten die Eigentumsverhältnisse von Blue Hors präzisiert: Die K & C Holding A/S ist Eigentümerin des Gestüts, und die Lego-Erben Thomas und Agnete Kirk Kristiansen halten gemeinsam einen großen Anteil der Aktien. Ihr Vater, Kjeld Kirk Kristiansen, ist Hauptaktionär des Unternehmens Lego. Die Lego A/S in Dänemark gehört zu den drei größten Spielwarenherstellern der Welt und beschäftigt über 26.000 Mitarbeiter/innen (Stand: Annual Report Lego Group 01/2022). Schlagzeilen, die das Unternehmen in auch nur irgendeinen entfernten und grundlosen Zusammenhang mit Tierschutz-Themen bringt, dürften als absolut schädlich betrachtet werden. Und – der ganze Vorgang an sich unterstreicht, wie gut entwickelt die Medienstrategien der Pferdesport-Kritiker sind und wie unzureichend der internationale Pferdesport das begriffen hat…

Bildquellen

  • Bronze-Statue Don Schufro – Blue Hors.Foto Tauchnitz: Tauchnitz
  • AACHEN – CHIO 2023: www.sportfotos-lafrentz.de

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