Im Alter von 86 Jahren ist Sönke Sönksen am 15. November verstorben. Nach einem Leben mit vielen Aufgaben, Herausforderungen und dem ein oder anderen Abenteuer, hat der einstige Mannschafts-Europameister und Olympia-Medaillergewinner, Equipenchef und Ausbilder für immer die Augen geschlossen. Nie wieder also ebenso kurze wie treffende Sätze aus dem Mund des Springreiters und Ausbilders – oft mit verschmitzter Miene vorgebracht. Sönke Sönksen ist zeitlebens ganz er selbst gewesen und geblieben – eine Art “unbeugsamer Leuchtturm in einem windiger werdenden Leben”. So hatte der verstorbene FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau den langjährigen Weggefährten einst charakterisiert.
Auf Pferden, die in der Woche ihre Arbeit auf dem elterlichen Hof im schleswig-holsteinischen Meldorf im Landkreis Dithmarschen verrichteten, startete der am 2. März 1938 geborene Sönke Sönksen bereits mit elf Jahren beim CHIO in Aachen. 1952 gewann er mit 14 Jahren in Aachen eine der Hauptprüfungen sowie im selben Jahr den Großen Preis von Hamburg. Mit 17 begleitete er einen mehrwöchigen Schiffstransport von 30 Pferden nach Kolumbien und blieb anschließend fast ein Jahr in dem südamerikanischen Land. Mitte der 1960er-Jahre begann er für den Versmolder Unternehmer Werner Stockmeyer zu reiten, der seinerzeit einer der engagiertesten Sponsoren im deutschen Springsport war. Legendär war die Kombination von Sönke Sönksen mit dem irischen Schimmel Kwept mit dem er 1975 Team-Gold und Einzel-Bronze bei den Europameisterschaften in München gewann. 1976 folgte Team-Silber bei den Olympischen Spielen in Montreal. Das Deutsche Spring-Derby, das wollte er so gern gewinnen, was ihm wie vielen anderen verwehrt blieb. 1975 scheiterte das Unternehmen im Stechen an der Britin Caroline Bradley mit New Yorker. Und Sönksen machte seinem Unmut kurzerhand Luft: “Geh mir weg mit den englischen Weibern!”
Insgesamt 25 Nationenpreise ritt Sönksen für Deutschland und stritt sich auch genau einmal unüberhörbar mit dem FN-Präsidenten Dieter Graf Landsberg-Velen, als der nicht so richtig mit der Sprache herausrücken wollte, warum Sönksen entgegen einer ursprünglich getroffenen Entscheidung 1976 in Montreal nicht im Einzelwettbewerb der Olympischen Spiele starten durfte.
Obwohl mit Ehefrau Ursel, mit der er über 50 Jahre verheiratet war, seit Jahrzehnten in Versmold in Nordrhein-Westfalen zuhause, hat sich der breite Dithmarscher Akzent beim hochgewachsenen Sönksen nie verflüchtigt – was seinen Aussprüchen eine eigene Note verlieh, vor allem aber den knochentrockenen Humor Sönksens unterstrich. Denn der Witz des langjährigen Equipechefs war mindestens so legendär wie sein Pferdeverstand und seine bisweilen sehr ausgeprägte Wortkargheit. Unzählige Anekdoten verbinden einstige und aktuelle Nationenpreisreiter/innen mit dem langjährigen Equipenchef, der auch international große Sympathien genoss. Schnickschnack war nie seins. Freundlich, knorrig, aufrecht – so wird die Pferdesportwelt Sönke Sönksen in Erinnerung behalten – Tschüss.