Nichts ist in Stein gemeißelt – also fast nichts. Und immer mal wieder ist der Modus bei den Bundeschampionaten Springen ein Thema. Es ist die Aufgabe der FN und der Richter/ Ausbilder etwaigen Fehlentwicklungen vorzubeugen, bzw. zu reagieren. Gleichwohl tut Diskussion und Austausch ja immer gut. Im Rahmen eines Talks am Stand der Hengststation Maas J. Hell bei den Bundeschampionaten hat z.B. der Ausbilder und Springreiter Holger Hetzel seinen Gedankengang zum Thema Modus formuliert – und das regt durchaus zum Nachdenken an. Braucht es die Noten, z.B. in den Qualifikation der sechsjährigen Springpferde und bei den Fünfjährigen? Braucht es sie nicht? Und weil es viele Reaktionen gab, haben wir den Gesprächsteil – die Bundeschampionate betreffend – hier protokolliert:
Holger Hetzel: “Grundsätzlich ist das schon das richtige Gesamtpaket – Bundeschampionate. Wenn man fragt, ob der Modus hier gut ist, dann habe ich da so meine Bedenken, weil der nicht mehr modern ist. Ich hab es ja selbst bei meinen Nachwuchspferdeturnieren anders gemacht und hab auch meine Erfahrungen damit gesammelt. Ich bin der Meinung, die Qualifikationen, die das Jahr über stattfinden – mit der Note 8,0 und besser ist man qualifiziert – das ist absolut in Ordnung, weil dort genau all das abgefragt wird, was wichtig ist: Reitqualität, das Springen, Charakter wird abgefragt. Wenn ein Pferd nicht rittig ist oder nicht gut springt, dann bekommt das Pferd keine 8,0. Das finde ich gut, was auch die Ausbildung angeht, die abgefragt wird. Da sind die Reiter gefordert, auf all das zu achten. Nur – ich bin der Meinung, wir bewegen uns Richtung Ende des Jahres, die Qualifikationen sind absolviert, wir sind beim Bundeschampionat – da kommt etwas anderes – da kann man abfragen, was später für den Sport gebraucht wird. Da sollte man die Noten weglassen und klassisch Fehler/ Zeit-Springen anbieten. Das würde, denke ich, auch dazu führen, dass man mehr Pferde bei den Bundeschampionaten hätte.”
Zwischenfrage: Würde diese Form für jede Altersklasse gelten?
Holger Hetzel: “Ja, finde ich wohl. Für Siebenjährige gilt das ja sowieso, da gibt es keine Noten. Und auch bei den Fünf- und Sechsjährigen fände ich es schöner, wenn mehr Pferde hier dabei wären. Wenn ein Pferd fehlerfrei springt – einmal und nochmal, dann wird es auch ein gutes Pferd sein und wenn das Pferd sogar dreimal fehlerfrei springt – dann muss es ein gutes Pferd sein. Auch wenn es keine Top-Note bekäme. Wenn man heute mal Pferde aus dem Sport zurück verfolgt, dann sind das welche, die beim Bundeschampionat eine 8,0 oder auch mal eine 9,5 hatten, aber auch welche mit weniger guten Noten. Entscheidend ist, dass es gute Pferde sind. Deswegen habe ich bei meinem Nachwuchspferdeturnier den Modus: Fehlerfrei kommt aus den Qualifikationen ins Finale. Dadurch haben wir viele Pferde dabei, aber man merkt auch, dass Resultate nicht völlig abhängig vom Reiter/ Reiterin sind. Natürlich kann ein guter Reiter das Potential eines Pferdes gut zeigen, der Einfluss ist aber nicht in genau gleicher Weise entscheidend. Ich denke, dass mehr Leute motiviert wären, mit ihren Pferden zum Bundeschampionat zu kommen, wenn es um Fehler/ Zeit ginge. Ohne zu schlaubergern – es sind fünf, sechs Reiter oder Ställe, die oft die Bundeschampionate unter sich ausmachen. Wenn es um Fehler/ Zeit altersangemessen geht, spielt es keine so bedeutende Rolle, ob man Lieschen Müller oder Top-Profi ist – wenn man zweimal null reitet, dann ist es zweimal null – fertig.”
Compliance-Hinweis: Die Autorin ist sowohl für die Hengststation Maas J. Hell, als auch für Holger Hetzel Sport Horse Sales regelmäßig, bzw. gelegentlich tätig.